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LTU fliegt künftig für Air Berlin

Hunold erweitert das Langstrecken-Angebot seiner Fluggesellschaft

Berlin (dpa). Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin setzt ihren aggressiven Wachstumskurs mit dem Kauf des Ferienfliegers LTU fort. Mit der Übernahme der Düsseldorfer Airline für 140 Millionen Euro solle das Geschäft erstmals auf Langstreckenflüge ausgeweitet werden, sagte gestern Air-Berlin-Chef Joachim Hunold.

Als Zubringer diene auch das innerdeutsche Netz des vor sieben Monaten gekauften Billigfliegers dba. Mit übernommen werden nun ebenfalls Verbindlichkeiten der defizitären LTU von 200 Millionen Euro. Ein Stellenabbau sei nicht geplant. Abgestimmt werden soll der Flugplan künftig zudem mit dem Ferienflieger Condor.
»Die LTU-Akquisition ist ein entscheidender Schritt für Air Berlin«, sagte Hunold. Vor allem am LTU-Heimatflughafen Düsseldorf, aber auch von München und Berlin gebe es noch erhebliches Wachstumspotenzial. Dabei liege ein starker Fokus auf Geschäftsreisenden und einzeln verkauften Plätzen, die nicht in größeren Kontingenten von Reiseveranstaltern gebucht werden. Im Netz der LTU gebe es mit New York oder Bangkok auch Ziele, die nicht nur für Urlauber interessant seien. Der Flugplan von Air Berlin enthält bisher Ziele in Europa, Ägypten und Tunesien.
Bezahlen will Air Berlin den Kauf zum größten Teil durch eine Wandelanleihe sowie die Ausgabe neuer Aktien. Das Gesamtvolumen des Finanzierungspakets soll etwa 250 Millionen Euro ausmachen.
Über eine Abstimmung der Flugpläne, einen effizienteren Einsatz der Jets und gemeinsamen Einkauf sollen jährlich zwischen 70 Millionen und 100 Millionen Euro eingespart werden können. Addiert kommen Air Berlin und LTU auf eine Flotte von 119 Flugzeugen und 25 Millionen Fluggäste (Stand 2006). Auf den europäischen Strecken soll die Marke LTU »mittelfristig« verschwinden, auf Langstrecken dagegen vorerst bleiben. Mit grünem Licht des Kartellamts wird im Sommer gerechnet.
Stellenabbau sei nicht Ziel der Übernahme, betonte Hunold, der Aufsichtsratsvorsitzender von LTU werden soll. »Wer wachsen will, braucht Mitarbeiter.« Die LTU kämpft seit Jahren mit roten Zahlen, will in diesem Jahr aber wieder die Gewinnzone erreichen. 2006 betrug der operative Verlust 14 (2005: 45) Millionen Euro. Der Umsatz der LTU-Gruppe mit 2750 Mitarbeitern lag bei 1,06 Milliarden Euro. Das Düsseldorfer Unternehmen beförderte im vorigen Jahr 5,75 Millionen Passagiere.
Als Partner von Air Berlin für ein abgestimmtes Angebot mit gemeinsamen Flugnummern (Code Share) löst Condor die Airline-Tochter des Reisekonzerns TUI, TUIfly, ab. Bestehende Verträge der LTU mit den Reiseveranstaltern des TUI-Konzerns seien davon aber unberührt, sagte Hunold. An Condor, die mehrheitlich zur Karstadt-Quelle-Touristiktochter Thomas Cook gehört, ist die Lufthansa mit 24,9 Prozent beteiligt.
Air Berlin will auch eine 49-prozentige Beteiligung an der Schweizer Fluggesellschaft Belair erwerben, die drei Flugzeuge betreibt.
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Artikel vom 28.03.2007