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Kommt »Knut« in den Pütt?
Gelsenkirchens Zoodirektor buhlt um Deutschlands beliebtestes Tierbaby

Als Kind wollte Jörg Plischka Bauingenieur werden. Heute ist er Zoodirektor -Êund hat sich seinen Traum dennoch erfüllt.
»Was kann es Schöneres geben, als einen Zoo zu bauen, den man anschließend auch noch leiten darf?« Es ist ein ganz besonderer Tierpark, dieser Zoo in Gelsenkirchen mit dem ungewöhnlichen Namen »Zoom«. Der Besucher wird dort gleichsam an drei Regionen der Erde herangezoomt: Alaska, Westfalen und Afrika. Jahrelang wurde in der unmittelbaren Nachbarschaft zu stillgelegten Zechen und Hochöfen gebuddelt, gesägt und gepflanzt - jetzt gehört der Revier-Zoo zu den Besuchermagneten im »Pütt«. Und streckt seine Fühler schon nach Deutschlands populärstem Eisbären-Baby aus: »Knut finden wir gut. Wir wollen ihn vom Berliner Zoo hierher holen«, sagt Plischka, der wie Millionen von Deutschen empört ist, dass ausgerechnet Tierschützer den Tod des possierlichen Knuddels mittels Giftspritze fordern. »Unser Eisbärmädchen Lara ist etwa genauso alt -Êdie beiden würden ein wunderbares Paare abgeben«.
In Gelsenkirchen würde »Knut« ein vorbildliches Zuhause erhalten -Êdort leben die Tiere nicht auf dem Präsentierteller, sondern finden Rückzugsmöglichkeiten. Trotzdem haben die bis zu 14 000 täglichen Besucher beste Chancen auf spannende Beobachtungen, denn die Zoobewohner sind zum Teil äußerst spielerisch veranlagt.
So ist der Luchs am liebsten an der Glaswand zu finden, wo er den Menschen direkt ins Gesicht sehen kann. Mit seinen scharfen Krallen hat er die Scheibe schon gehörig verkratzt.
Die direkte Begegnung zwischen Mensch und Tier ist -Êaußer im westfälischen Streichelzoo - im afrikanischen Bereich möglich. Dort leben auf einer Insel zahlreiche Lemuren, die zwar auch ihre Rückzugsbereiche haben, sich aber natürlich viel lieber zwischen den Menschen tummeln, sich von ihnen streicheln und füttern lassen. Die possierlichen Pelztiere sind ebenso neugierig wie sanftmütig -Êwas man von den rau beinigen Schimpansen nicht behaupten kann.
Die Tierpfleger werden denn auch nicht müde, das Bild von so unsäglichen TV-Serien wie »Unser Charly« zu korrigieren: »Dort werden Jungtiere eingesetzt, die zu früh der Mutter entrissen und an den Menschen gewöhnt wurden. Wenn die Tiere dann geschlechtsreif werden, taugen sie nicht mehr für die Dreharbeiten -Êund haben eine sehr fragwürdige Zukunft vor sich, weil sie nicht mehr in ein Rudel zu integrieren sind.« Schimpansen seien keine lieben Zeitgenossen, die nur mal gerne Blödsinn machen -Êsie seien dank ihrer enormen Körperkräfte auch extrem gefährlich für den Menschen.
Diese freilich können in der großzügigen Affenanlage gut das Sozialverhalten der Tiere studieren. Beobachtet man beispielsweise Affendame Kiki, die Schwester des Rudelführers Tai, so merkt man schnell, welch herausgehobene Stellung auch sie besitzt. Besonders die anderen Ladys bekommen das oft zu spüren.
Selbst Kikis kleiner Sohn Dongo kann sich gegenüber seinen Spielkameraden eine Menge herausnehmen und wird seinerseits mit Respekt behandelt. Thomas Albertsen
0209/95 450www.zoom-erlebniswelt.de

Artikel vom 31.03.2007