28.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Geheimtreffen« mit
von Heesen und Kopp

Ernst Middendorp »wohnt« im Haller Sportpark Hotel

Von André Best
Bielefeld/Halle (WB). War es nur ein »ganz normales« Treffen dreier guter Bekannter oder steckt mehr dahinter? Dienstag, 18.30 Uhr, Gerry Weber Sportpark Hotel in Halle: Arminias neuer Trainer Ernst Middendorp, Ex-Coach Thomas von Heesen und Spielerberater Roland Kopp verschwinden zu »Geheim«-Gesprächen in einen Besprechungsraum.

»Wir haben uns nur ausgetauscht. Das ist ganz normal«, sagt Middendorp. Mehr verrät er über das Treffen nicht. Wer »Power-Ernst« kennt, weiß jedoch, dass er sich nicht zum Kaffeetrinken mit von Heesen und Kopp getroffen hat. Ob es bereits um neue Spieler ging oder gar ein neues Engagement beim DSC - das alles lassen die Beteiligten offen. Fest steht nur, dass Thomas von Heesen und Ernst Middendorp sich schätzen, seit Jahren befreundet sind. »Ich würde gerne mit Ernst zusammenarbeiten. Wir sind auf einer Wellenlänge«, hat von Heesen zuletzt immer wieder betont.
Eleganter Anzug, modernes Hemd. In der einen Hand zwei Handys (eins für Auslandsgespräche, eins für deutsche), in der anderen einen Alu-Aktenkoffer. Ernst Middendorp wirkt nach einem weiteren 14 Stunden-Tag in Diensten des DSC angespannt, aber hochkonzentriert. »Es wird knistern am Freitag. Ich erwarte ein echtes Finale, das jede Sekunde spannend sein wird«, sagt Middendorp mit tiefer Stimme.
Im Gerry Weber Sportpark Hotel in Halle hat Arminias Jahrhunderttrainer eine von fünf Suiten bezogen. Gespräch mit dieser Zeitung vor dem Krimi gegen Dortmund. »Es wird personell Überraschungen geben«, kündigt der 48-Jährige an. Welche, das ließ er offen. »Vielleicht wird einer auflaufen, der noch nie gespielt hat.« Middendorp ist bekannt für Überraschungen. Und er lässt ein neues System spielen. Offensiver wird es sein, vielleicht sogar mit mehr als zwei Stürmern und stark geprägt vom Spiel über die Außenpositionen - diesen Fußball favorisiert Middendorp.
Um 6.30 Uhr klingelt sein Wecker jeden Morgen im Vier-Sterne-Hotel in Halle. Kurzes Frühstück ohne Zeitungslektüre (»das lenkt nur ab«), ein Orangensaft - und auf geht's zum Arminia-Office. So nennt Middendorp sein Büro. Nur hier und nicht auf dem Hotelzimmer liegen seine Aufzeichnungen, taktischen Varianten und Analysen. Abends um 21 Uhr ist Middendorp meist wieder im Hotel. Abendessen, ein Gläschen südafrikanischer Chardonnay - dann schlafen. Den Wellness-Bereich hat der Trainer bislang nur ein Mal gesehen. Dafür hat ihn Gerhard Weber persönlich im Hotel begrüßt und ihm »alles Gute für den Nicht-Abstieg« gewünscht.
Middendorp ist ein akribischer Arbeiter. Der Trainer verfügt seit Jahren über eine Spieler-Datenbank, die einzigartig ist in der Fußball-Bundesliga. Hier trägt er jedes Detail tausender Spieler aus dem In- und Ausland ein. Dieser Mann verfügt weltweit über gute Kontakte. Middendorp: »Ich krieg den direkten Zugang zu Hans, nicht zu Hänschen«. Südafrikas Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira ist natürlich auch im Handy gespeichert. Mit ihm hat er vereinbart, dass Sibusiso Zuma heute im Testspiel gegen Bolivien nicht über die volle Distanz geht. »So wäre er um 23.30 Uhr hier, könnte sich erholen.« Einsatz also am Freitag nicht ausgeschlossen.
Bis dahin wird weiter hart gearbeitet, wenn es sein muss auch nachts. Nach dem Aachen-Spiel hat es »gekracht« bei der Mannschaftsbesprechung. Keiner hat seitdem mehr einen Stammplatz. Bei diesem Trainer spielt eben nur der, der es (sich) verdient und Leistung zeigt. Wer das sein wird, steht noch in den Sternen. Middendorp rechnet fest mit einem Sieg gegen den BVB. Und wenn nicht? »Ich bin DSC-Trainer. Mit einer Niederlage gegen Dortmund befasse ich mich nicht.«

Artikel vom 28.03.2007