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Alterspräsident tritt endgültig ab

Warnecke ist »ein bisschen traurig« -ĂŠAlmsicks Weltrekord geknackt

Melbourne (dpa). Nach 28,28 Sekunden war definitiv Schluss. Der letzte Auftritt auf der internationalen Bühne des Schwimmsports geriet für Mark Warnecke kürzer als erwartet.
Das frühe Aus über 50 Meter Brust bei der WM stimmte den Titelverteidiger wehmütig: »Ich bin ein bisschen traurig.« Was bleibt, ist ein Rekord. Warnecke schrieb Sportgeschichte, als er 2005 mit 35 als bislang ältester Schwimmer WM-Gold holte. Seitdem nennen ihn die Schwimmer »Alterspräsidenten«.
»Ein Schuss, ein Versuch und daneben« - Warnecke, jetzt 37, hakte das Faktum, um 3/100 Sekunden am Halbfinale vorbei geschwommen zu sein, schnell ab, »obwohl ich mich über Platz 17 ärgere«.
Doch dann drangen die Erinnerungen an das Geleistete ins Bewusstsein: »Ich bin stolz, dass ich in meinem Alter die Leistung noch bringen kann, die ich drin habe.« Und Montréal war der Gipfel für ihn, »weil's eigentlich unmöglich ist«.
Immer wieder stellte der Tüftler Warnecke die Jüngeren in den Schatten. Immer wieder lebte er als Sportler vor, dass er beim Sport mehr Lust als Last verspürte: »Ich hatte viel Spaß, ich habe das Schwimmen und den Sport allgemein immer genossen.«
Meriten hat sich Warnecke viele erworben: Weltrekordler, vier Mal Olympia-Teilnehmer, Olympia-Dritter 1996, der Coup von Kanada 2005, 32 Mal deutscher Meister. »Er war ein Top-Sportler«, würdigte Christa Thiel als Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes den Vorzeige-Athleten.
Viel ändern soll sich nicht in Warneckes Leben. Nur, dass er Mittags nicht mehr zum Schwimm-Training geht, sondern auf das Fahrrad steigt. Seine Doktorarbeit zur Krebsforschung will er vorantreiben, ein von ihm entwickeltes Diätprogramm weiter verfolgen, neue Produktreihen fürs Abnehmen angehen.
Und Schwimmen will er auch noch mal. Melbourne war noch nicht sein letzter Auftritt. Er hat noch einmal für die »Deutschen« im April in Berlin zugesagt. Die Jungen noch einmal abhängen, ein weiteres Mal beweisen, dass es keine Frage des Alters ist, Top-Leistungen zu erzielen.
Federica Pellegrini (Italien) hat den Weltrekord von Franziska van Almsick über 200 Meter Freistil geknackt. In 1:56,47 Minuten blieb sie unter der Bestmarke der Berlinerin (1:56,64). Annika Lurz schwamm 1:56,67 Minuten.

Artikel vom 28.03.2007