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Schickimicki-Klamotten aus dem Fabrikladen

Was »Factory Outlet« auf deutsch heißt - Für »outlet« kennt das Wörtbuch 26 Übersetzungen


Zum Thema »Out« für das Factory Outlet Center:
Nun ist es also offenbar vom Tisch, das »Factory Outlet« an der A 44. Oder heißt es vielleicht richtiger »der« Outlet? Wer kann es wissen? Englische Wörterbücher lassen uns da im Dunkeln stehen, denn die englische Sprache kennt bekanntlich dieses deutsche Grammatikproblem nicht. Jeder, der es schreiben muss, macht sich seine eigene Geschlechtsartikel-Grammatik.
Die deutschen Marketingleute, die uns derartige englischen Bezeichnungen »verkaufen«, scheint es jedenfalls nicht zu interessieren, ihnen geht es nur um den englischen Ausdruck. Offenbar sind sie davon überzeugt, dass von englischen Bezeichnungen eine besondere Magnetwirkung auf deutsche Kunden ausgeht. Unter diesem Gesichtspunkt muss man auch wohl den für das fragliche Objekt geplanten Namen »Waldeck Village« sehen. Village heißt auf Deutsch nämlich nur Dorf, und wer will schon auf'm Dorf einkaufen...?
Beschäftigt man sich mit der Übersetzung von Factory Outlet Center, so bereiten das erste und das letzte Wort keine größeren Schwierigkeiten. Factory ist das englische Wort für Fabrik und Center das amerikanische für Zentrum. Der Einzelhandel hat diesen Begriff inzwischen von seiner Allgemeinbedeutung »Zentrum« oder »Mittelpunkt« abgetrennt und meint damit ausschließlich diese großen, meist auf der »grünen Wiese« liegenden Einkaufszentren. Folgerichtig gibt es inzwischen auch schon die Berufsbezeichnungen Centerleiter oder gar Centermanager für das Führungspersonal solcher Center.
Bei »Outlet« wird das Suchen nach einer passenden Übersetzung schon etwas unübersichtlicher. Das Internet-Wörterbuch LEO der Uni München bietet für »outlet« 26 deutsche Wörter an, und für Wortzusammensetzungen mit »outlet« gibt es zusätzlich mehr als 40 Nennungen. Das fängt mit Ablass und Ausfluss an und geht über Durchlass bis zu Fabrikladen und Verkaufsstelle. Für Letzteres sagte man früher auf Deutsch Werksverkauf, und jeder wusste, was gemeint war; aber wer will denn heute noch seine Schickimicki-»Lable«-Klamotten in einem popeligen Fabrikladen kaufen...?
JÜRGEN HIMSTEDTRegionalvorstand im Verein Deutsche Sprache33129 Delbrück

Artikel vom 29.03.2007