27.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zwischen real und surreal: Zdenek Fibichs Oper »Der Sturm« am Stadttheater. Premiere ist am Samstag.

Noch eine Entdeckung

Zdenek Fibichs Oper »Der Sturm«

Bielefeld (uj). Mit detektivischem Gespür fördert das Bielefelder Musiktheater in dieser Spielzeit eine Repertoire-Rarität nach der anderen zutage. Nach Enescus »Ödipus« und Adams »Toreador« ist es nun Zdenek Fibichs Oper »Der Sturm«, die am Samstag im Stadttheater ihrer deutschen Erstaufführung entgegensieht.

»Ich finde es sehr erstaunlich, dass keiner auf die Idee kommt, das Werk zu spielen«, sagt Intendant Michael Heicks, der mit »Der Sturm« sein Bielefelder Regie-Debüt in der Sparte Musiktheater abgeben wird. Das Stück sei vielschichtig, farbenreich und hoch romantisch. Es habe ihm viel Spaß bereitet, eine Oper zu inszenieren, die er vorher nicht gekannt habe, unterstreicht Heicks, der damit gleichwohl seine Beschäftigung mit den Shakespeareschen Dramen fortsetzt, adaptiert die Oper doch dessen gleichnamiges Bühnenwerk in stark gekürzter Fassung.
Mit Geschick erstellten Fibich und sein Librettist 1893/94 daraus eine spätromantische Zauber- und Märchenoper, in der neben Prospero vor allem Ariel und seine Geister die Möglichkeiten der Gattung auskosten dürfen. Um den Luftgeist Ariel an mehreren Stellen gleichzeitig auftreten zu lassen, kommt Unterstützung von den Kunstturnerinnen des TuS Jöllenbeck, die als wirbelnde Ariels über die Bühne fegen.
Das Märchenhafte will Heicks indes nicht eins zu eins übernehmen. »Vieles, wie zum Beispiel ein Luftgeist, ist heute nicht mehr nachvollziehbar«, meint er und kündigt zugleich den »Sprung vom großen Zauberer zum alleinerziehenden Vater« an. Michael Heicks: »Ein Zauberer ist für mich ein Mensch, der nach seiner geistigen Heimat sucht.«
Musikalisch stellt die groß besetzte Oper hohe Anforderungen an das Orchester. »Besonders die Streicherpartien sind zum Teil sehr virtuos«, sagt Gastdirigent Leo Siberski, der mit »Der Sturm« ebenfalls sein Debüt am Theater Bielefeld abgeben wird. Der Assistent von Daniel Barenboim an der Staatsoper Berlin schätzt den musikalisch durchkomponierten Aufbau des Werks. Tschechisches Kolorit bediene es hingegen nicht. Vielmehr orientiere sich Fibich am Musikdrama im Stile Richard Wagners. Dass sich das Werk selbst in Tschechien nicht richtig durchsetzen konnte, führt Siberski auf mangelndes tschechisches Idiom zurück.
Die von Sandra Meurer eingerichtete Bühne schafft eine Atmosphäre, die den Klang noch ver-stärkt, kündigt Heicks an. Es stelle eine metaphysische Welt in formaler Eleganz dar und bewege sich ebenso wie die Kostümsprache (Annette Breuer) zwischen den Polen realistisch und surreal.
Besetzt wird die Oper fast ausschließlich mit eigenen Ensemblemitgliedern. Einzig Luca Martin kehrt in der Rolle des Fernando als Gast an das Haus zurück, dem er lange Jahre fest verbunden war. In weiteren Rollen spielen unter anderem Meik Schwalm (Prospero), Cornelie Isenbürger (Ariel), Mealnie Kreuter (Miranda), Jacek Janiszewski (Kaliban) und Simeon Esper (Trinkulo).
Die Premiere beginnt am Samstag, 31. März, um 19.30 Uhr im Stadttheater.

Artikel vom 27.03.2007