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Endesa-Übernahme

Ein viel zu teures Geschacher


42,3 Milliarden Euro bietet E.ON heute für die Komplettübernahme von Endesa - das sind ein Drittel oder 13,3 Milliarden mehr als vor einem Jahr. 42,3 Milliarden Euro bedeuten zugleich mehr als das Fünffache des diesjährigen Konzerngewinns (EBIT) von E.ON.
Da muss Deutschlands größtes Energieunternehmen viel Strom und Gas teuer verkaufen, um die Ausgabe zu refinanzieren. Die Vermutung, dass letztlich die Kunden von E.ON den Brautpreis für die spanische Schönheit bezahlen, liegt nahe. Als andere mögliche Geldgeber gelten die Beschäftigten. »Synergie« wird meist mit Jobabbau verbunden.
Freilich werden die Aussichten, dass E.ON bei der heiß Umworbenen tatsächlich zum Zug kommt, immer geringer. Wenn es stimmt, dass sich Enel und Acciona gemeinsam bereits 46 Prozent der Endesa-Aktien gesichert haben, dann hat sich da ein Nebenbuhler im Bett der Angebeten breit gemacht, den die Düsseldorfer nur mit noch viel mehr Geld herauskaufen können. Und diesen Schritt sollte sich E.ON nun sehr genau überlegen.
Die Tatsache, dass Vorstandschef Wulf Bernotat die unfeinen Methoden der ungeliebten Konkurrenz vor Gericht bringen will, können auch als Rückzugsgefecht verstanden werden. In dem Fall stünde E.ON als Verlierer da. Doch die Alternative, mit einer Braut verheiratet zu sein, die die teuren Erwartungen nicht erfüllen kann, ist langfristig keineswegs verlockender. Bernhard Hertlein

Artikel vom 27.03.2007