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Der Mann mit Cello am Checkpoint

Mstislaw Rostropowitch wird heute 80 Jahre alt - Empfang im Kreml

Furchtlos vor der Obrigkeit: Cellist Mstislaw Rostropowitsch.Foto: dpa

Moskau (dpa). Mstislaw Rostropowitsch gilt neben dem Spanier Pablo Casals als wichtigster Cellist des 20. Jahrhunderts. Heute begeht der Musiker in Moskau seinen 80. Geburtstag. Präsident Wladimir Putin will den gerade erst von einer Leberoperation genesenen Rostropowitsch mit einem Empfang im Kreml ehren.
Rostropowitschs nach russischer Einschätzung »genetisch angelegte Furchtlosigkeit vor der Obrigkeit« brachte ihn 1971 in Konflikt mit den sowjetischen Behörden, als er für den verfemten Schriftsteller Alexander Solschenizyn eintrat. 1974 mussten Rostropowitsch und seine Frau emigrieren. 1978 wurde dem Paar die sowjetische Staatsbürgerschaft aberkannt, die es erst 1990 zurückbekam.
Legendär wurde Rostropowitschs Auftritt in Berlin 1989. Zwei Tage nach dem Fall der Mauer saß der Musiker inmitten des Trubels am Checkpoint Charlie und spielte tief versunken Cellomusik von Bach. Das spontane Konzert war für ihn »ein ganz persönliches Gebet«, denn erst der Fall der Mauer fügte die Hälften seines zwischen Ost und West geteilten Lebens wieder zusammen. Genauso wie nach Berlin eilte Rostropowitsch im August 1991 nach Moskau, als ein altkommunistischer Putsch die neu gewonnene Freiheit bedrohte. Drei Tage, die er später als »die schönsten meines Lebens« bezeichnete, wachte er mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin im belagerten Regierungssitz, dem Weißen Haus. Nach der Rückkehr in die Heimat bauten Rostropowitsch und seine Frau ein Netzwerk wohltätiger Organisationen auf.

Artikel vom 27.03.2007