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Knut winkt den Reportern zu

Berliner Eisbären-Baby meisterte ersten großen Medienansturm total cool

Berlin (WB/dpa/ddp). 1000 Leute rennen zum Bärengehege, darunter 300 Fotografen und Filmteams aus aller Welt, Schulkinder, Rentner sowie »janz nomaale Balina«. Und alle wollen nur eines: Den kleinen Knut sehen!

Selten hat ein Tierbaby im Hauptstadt-Zoo die Menschen bewegt wie dieses. Und Knut, das schneeweiße Brutkasten- und Flaschenkind, spielt seine Rolle als jedermanns Liebling am Freitagmorgen perfekt. An der Seite seines Pflegevaters Thomas Dörflein bewältigt der süße Eisbär den ersten öffentlichen Live-Auftritt ganz cool, lässt sich sogar vom unverhofften Paten, Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, kurz mal herzen. Der hat in dem 109 Tage alten Knut den Symbolwert erkannt: »Ohne Eis kein Eisbär«, beschreibt der Politiker den Kampf der weißen Polar-Riesen ums Überleben in Zeiten des Klimawandels. Und so ist Knut denn auch schon als Maskottchen der Bonner Artenschutzkonferenz 2008 gebucht. »Wir werden dafür natürlich eine Gage zahlen«, sagt der Minister noch, bevor er geht. Der Zoo dankt: Futter und Pflege kosten im Jahr leicht 10 000 Euro.
»Wir sind stolz, dass in der ganzen Welt aus Berlin berichtet wird, sogar auf der Titelseite der New York Times«, sagt Zoo-Tierarzt Ragner Kühne zum bärigen Interesse. Als Knut-Beobachter berichten Reporter aus Japan, Australien, Ägypten, Südafrika, USA, Kolumbien - und vielen europäischen Ländern sowieso. Nach gut zweistündigem Trubel hat der kleine Medienstar jedoch erstmal Ruh. »Knut ist fit und stabil, hat alles glänzend bewältigt«, ist Zoo-Tierarzt Andreas Ochs am Nachmittag erleichtert.
Der erste öffentliche Auftritt des seit Geburt Vielfotografierten beendet freilich auch die erste Etappe des Kleinbärendaseins: An diesem Samstag startet für ihn das normale Zootier-Leben. In der Anlage der Brillenbären ist Knut nun täglich von 11 bis 13 Uhr zu sehen. Zunächst wird Pfleger Dörflein noch dabei sein. Später muss Knut allein zurecht kommen. Doch das wird der Eisbärenjunge schon bald genießen: Einzelgängertum liegt seinesgleichen in den Genen - und wenn die Kindheit noch so vermenschlicht war.
Für seine Heimatstadt ist Klein-Knut auf jeden Fall ein Glücksfall. Mit 300 000 zusätzlichen Besuchern rechnet der Zoo. Für alle, die nun nicht sofort ins Auto, den Zug oder das Flugzeug springen (Klimaschutz!), um den jüngsten Berliner Bären leibhaftig zu sehen: Von diesem Samstag an ist Knut stets samstags (9.50 Uhr) im Ersten Star einer zehnteiligen Doku.

Artikel vom 24.03.2007