26.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

kommentar
Porsche/VW

Meisterlicher Schachzug


Porsche-Enkel Ferdinand Piëch krönt sich mit der Aufstockung der VW-Beteiligung zum König der europäischen Autoindustrie. Sein Schachzug ist meisterlich.
Erstens: die Vorbereitung. Hätte Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking nicht seit Monaten jedwedes Interesse an einer weiteren Erhöhung der Beteiligung geleugnet, der Aktienkurs wäre noch weiter gestiegen und hätte den Zukauf unmöglich gemacht. Entweder wusste Wiedeking tatsächlich nichts (was einer Demütigung durch Piëch gleichkäme), oder er hat erstklassig geschauspielert.
Zweitens: das Übernahmeangebot. Dazu ist Porsche zwar mit Überschreiten der 30-Prozent-Marke verpflichtet. Doch liegt die Offerte so weit unter dem Börsenkurs, dass kein Anleger einschlagen dürfte. Diese Pflicht ist damit ein für allemal erledigt - quasi zum Nulltarif.
Drittens: der Zeitpunkt. Noch begrenzt das VW-Gesetz das Stimmrecht der großen Anteilsinhaber und schützt VW vor »Heuschrecken«. Doch die EU wird das Gesetz zu Fall bringen - ohne Porsche geht dann nichts mehr bei VW. Dass Piëch die neu erworbene Macht tatsächlich nutzen wird, daran besteht seit dem Coup vom Wochenende keinerlei Zweifel mehr. Andreas Kolesch

Artikel vom 26.03.2007