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Pro: Eine Schule für die Praktiker

Ursula Doppmeier: Neues Profil

Wir werden uns in NRW nicht auf eine Debatte um die dreigliedrige Schulstruktur einlassen. Rot-Grün hat in ihrer Regierungszeit in NRW die Hauptschulen bewusst vernachlässigt und durch diese Degradierung dazu beigetragen, dass sie heute einen solch schlechten Ruf haben.
Ursula Doppmeier, Mutter, Realschullehrerin und CDU-Schulpolitikerin aus dem Kreis Gütersloh

Gerade aber die Hauptschulen in ländlichen Regionen haben qualitativ hochwertige Bildung vermittelt und dies ist bei Pisa & Co auch durchaus deutlich geworden. Das Image der Hauptschulen werden wir mit zahlreichen Maßnahmen konsequent aufwerten: Jedes Kind soll am Ende der Schullaufbahn mit den Kernkompetenzen ausgestattet sein, das heißt lesen, rechnen und schreiben können.
Mit dem neuen Schulgesetz haben wir das Schulsystem in NRW durchlässiger gemacht und die individuelle Förderung eines jeden Kindes gesetzlich verankert.
Wir brauchen die Hauptschulen vor allem als Schulform, die sich intensiv um die Förderung vorwiegend praktisch begabter Schüler bemüht und hier auch berufsvorbereitend tätig ist. Eine enge Verzahnung zwischen Hauptschule und Arbeitswelt wird das Profil der Hauptschulen völlig neu gestalten.
Zudem wird der Ganztagsbetrieb in NRW sich positiv auf die persönliche Entwicklung der Kinder auswirken. Bis 2012 werden wir 50  000 Ganztagsplätze aufbauen und auch das pädagogische Konzept der Hauptschulen neu aufstellen. Viele Kinder haben bislang nach dem Schulschluss am Mittag keine Beschäftigung gehabt und zuhause keinen Ansprechpartner für Probleme oder jemanden, der sie in kultureller, sportlicher und sozialer Hinsicht gefördert hat. Hauptschulen werden ihr Profil auch in diesem Bereich in Zukunft durch ein breit gefächertes Förderprogramm schärfen.
Weder die Schulen noch ihre engagierten Lehrer haben diese Ideologiedebatte verdient. Wenn unsere Hauptschulen und ihre Absolventen gestärkt werden, sie fit für den Ausbildungsmarkt sind und auch die sozialen Kompetenzen gefördert werden, dann verliert diese Diskussion ohnehin an Substanz.
Wir werden auch dank der von uns eingeführten Kopfnoten neben dem reinen Fachwissen Tugenden wie Verlässlichkeit, Engagement oder Ausdauer stärker hervorheben. Kinder sollen ihre Stärken erkennen und in ihren Kompetenzen gefördert werden, das schließt ausdrücklich auch handwerkliche Begabungen mit ein.
Aufgrund des demographischen Wandels sinken die Anmeldezahlen vielerorts dramatisch, so dass wir den Verbund zwischen Haupt- und Realschulen als durchaus positiv erachten und mit dem neuen Schulgesetz fördern.
Die jeweiligen Profile der Haupt- und Realschule sollen dabei aber nicht in einem »Einheitsbrei« aufgehen. Wir brauchen auch weiterhin in NRW flächendeckend ein begabungsgerechtes Schulangebot und das geht nur über ein mehrgliedriges Schulsystem. Gerade aus den Hauptschulen wechseln viele Absolventen in die duale Berufsausbildung oder ganz praktische handwerkliche Berufe.
Wir bemühen uns in NRW um Kooperationsprojekte von Hauptschulen mit mittelständischen Unternehmen und Handwerksbetrieben in den Regionen. Schulen und Betriebe sollen in einer Art Netzwerk frühzeitig Kontakt knüpfen und bereits von Klasse acht an das Interesse der Schüler für unterschiedliche Berufssparten wecken.
Wer Perspektiven hat, kann auch gezielt darauf hin arbeiten.

Artikel vom 24.03.2007