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Menschen in
unserer Stadt
Marlies Kyora
Buchhalterin

Wochenenden im Büro, Nachtschichten, Überstunden: Wenn Marlies Kyora aus ihrem spannenden Berufsleben erzählt, stockt den »jungen Leuten« zumeist der Atem. Immerhin stehen sie einer Zeitzeugin gegenüber, die in 50 Berufsjahren die wohl entscheidenden Veränderungen des Bürowesens im allgemeinen und der Buchhaltung im besonderen hautnah miterlebt hat. Marlies Kyora hat den Computer der ersten Stunde kennengelernt. Daheim in der Privatwohnung hat die Leiterin der Debitorenbuchhaltung im Verlagshaus Delius Klasing alerdings bis heute keinen PC - und will sich mindestens bis zum Eintritt ins Rentenalter auch keinen anschaffen.
Schon kurz vor Erreichen des 14. Lebensjahres hatte Marlies Kyora ihre Lehre bei Delius Klasing begonnen. Sekretärin wollte sie werden, deshalb schon vor Lehrbeginn ordentliche Kenntnisse in Schreibmaschine und Steno erworben. Weil aber auch dem Leiter der Buchhaltung die Schreibfertigkeit des jungen Mädchens aufgefallen war, landete Marlies Kyora nach der Lehrzeit prompt in der Buchhaltung. Zusätzliche Qualifikationen erwarb sie sich nach Feierabend in der Privatschule. Einzigartig im Verlagshaus mit heute 230 Mitarbeitern, davon allein 120 in Bielefeld, sind die praktischen Erfahrungen der 63-jährigen Fachfrau, die vom Führen der klassischen »Journale« bis zum modernen Datenupdate alles kennt.
Faszinierend, wenn Marlies Kyora, die am 1. April ihr 50-jähriges Dienstjubiläum feiert, von den Anfängen der Daten- und Zahlenerfassung berichtet. Zur Kontrolle mussten Datenträger zu IBM oder Kienzle gebracht werden. Mangels Archivierungsmöglichkeiten musste alles ausgedruckt und abgeheftet werden. Die Papierberge dieser frühren Computerphase sind bei alten Buchhaltern längst legendär. Dazu unzählige Wochenenden, mit Klappstuhl und Mini-Fernseher, mit Kolleginnen im Büro: »Bei langen Arbeitsvorgängen konnte man den Kollegen Computer schließlich nicht allein lassen.«
Heute ist Marlies Kyora dienstälteste Kraft im Verlag, gleich nach Verleger Konrad Wilhelm Delius. Aber nach 51 Berufsjahren, plant die Jubilarin, soll 2008 endlich Zeit sein für irgend ein Hobby: »Das muss ich mir allerdings erst noch suchen.«Michael Diekmann

Artikel vom 27.03.2007