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Die Gewaltkriminalität
entschieden bekämpfen

Polizeipräsident Horst Südfeld im WB-Interview

Bielefeld (WB). Glaubt man der Statistik, ist Bielefeld eine der sichersten Städte Deutschlands. Der tägliche Polizeibericht dagegen spricht eine andere Sprache: Seit September vergangenen Jahres sind hier sechs Menschen umgebracht worden, bei einer Schießerei auf der Ritterstraße hatte es zwei Verletzte gegeben. Wie die Ordnungshüter darauf reagieren, welche Ziele sich die Polizei für dieses Jahr gesetzt hat, darüber sprach mit Bielefelds Polizeipräsidenten Erwin Südfeld WESTFALEN-BLATT-Redakteur Jens Heinze.

Sechs Tötungsdelikte und eine Schießerei in den vergangenen sieben Monaten. Gleichzeitig gilt Bielefeld laut Kriminalstatistik für 2006 wieder als eine der sichersten deutschen Großstädte. Wie passt das zusammen?Südfeld: Sicherste Großstadt bedeutet nicht, dass es hier keine Kriminalität gibt. Sechs Tötungsdelikte in sieben Monaten sind auch für Bielefeld nicht außergewöhnlich. Im gesamten vergangenen Jahr hat es in der Stadt sieben Kapitalverbrechen gegeben, bei 115 Straftaten waren Schusswaffen im Spiel, zehn Mal wurde auch geschossen. Was den spektakulären Vorfall mit der Schießerei auf der Ritterstraße betrifft, sind wir froh, dass die Tat schnell aufgeklärt worden ist. Die Ermittlungen in dieser Sache laufen weiter.

Wie schlägt sich das in der Polizeiarbeit nieder?Südfeld: Die Kriminalitätsbekämpfung, insbesondere die der Gewalt- und Jugendkriminalität, ist eines der wichtigsten Ziele für 2007. Die Polizei hatte vergangenes Jahr bei etwa 27 000 in Bielefeld angezeigten Straftaten eine Aufklärungsquote von 54,1 Prozent. Das ist weit besser als der Landesdurchschnitt Trotzdem lehnen wir uns nicht zufrieden zurück, sondern wollen die Aufklärungsquote weiter steigern.

Ein zweites großes Thema bei der Bielefelder Polizei ist die Sicherheit im Straßenverkehr. Was ist da geplant?Südfeld: Es ist erklärtes Ziel, die Verkehrsunfälle mit Toten und Verletzten weiter zu senken. Im Zuge der Neuorganisation der Polizei zum 1. Januar 2007 ist der für Kontrolle und Ahndung von Verstößen zuständige Verkehrsdienst verstärkt worden, für die Autobahnen gibt es jetzt einen Verkehrssicherheitsberater, bei der Polizeiinspektion arbeitet eine Schwerpunktdienstgruppe. Außerdem sind wir mit der Resonanz auf unser neues Projekt »Mehr Sicherheit durch Sichtbarkeit« sehr zufrieden. Damit wollen wir gezielt ältere Fußgänger ansprechen.

Stichwort Neuorganisation: Mehr fahnden statt verwalten lautete das Motto. Seit zwölf Wochen wird jetzt nach neuem Modell gearbeitet, wie ist der Stand der Dinge?Südfeld: Dank der hervorragenden Vorbereitung durch eine Arbeitsgruppe im Präsidium, dem konstruktiven Mitwirken der Personalvertretung und der Mitarbeit aller Beamten ist die Neuorganisation ohne große Probleme umgesetzt worden. Seit dem 1. Januar dieses Jahres gehört die Autobahnpolizei zum Präsidium, statt drei Polizeiinspektionen gibt es nur noch eine für Bielefeld, es wird weniger verwaltet, die Basis ist gestärkt worden. Alles in allem dient das einer verbesserten Polizeiarbeit.

Das Herz der Polizei ist die Leitstelle an der Kurt-Schumacher-Straße. Diese Zeitung hat über technische Probleme rund um Notruf 110 berichtet. Sind die Schwierigkeiten ausgeräumt?Südfeld: In der Tat haben wir vergangenes Jahr in der Leitstelle Probleme mit der Technik gehabt. Die Erreichbarkeit der Polizei über Notruf 110 war aber zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Inzwischen hat die zuständige Firma die Probleme weitgehend beseitigt, am Rest wird gearbeitet.

Artikel vom 24.03.2007