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Ein Ersatzmann, der beeindruckt

Außer mit Toren hält sich Schalkes Stürmer Kevin Kuranyi aber zurück

Prag (dpa). Zwei Kopfbälle, zwei Tore und dazu ein Klassespiel: Eindrucksvoller als Kevin Kuranyi hätte in Tschechien keiner den gesperrten WM-Torschützenkönig Miroslav Klose ersetzen können.
Nach seinem Tor-Comeback im Freundschaftsspiel gegen die Schweiz war der Schalker WM-Verlierer beim 2:1-Sieg in Prag mit seinem dritten Länderspiel-Doppelpack der gefeierte Mann. Das WM-Traumpaar Klose/Podolski erhält Konkurrenz, auch wenn Kuranyi forsche Töne ganz bewusst vermied: »Ich spiele gegen niemanden. Ich spiele gegen Tschechien oder eine andere Mannschaft, aber nicht gegen meine Mannschaftskollegen.«
Der Wettstreit mit Podolski wurde dennoch eröffnet - wenn auch zunächst nur um das Tor zum 1:0. Schon zur Pause diskutierten die beiden Angriffspartner eifrig, wer denn nun der Schütze gewesen war, und auch nach Spielende ging die Debatte weiter. Hatte Podolski den Kopfball von Kuranyi noch verlängert? »Ich habe den Ball mit dem Hinterkopf berührt«, behauptete der Münchner, beharrte aber nicht auf seinen 23. Länderspiel-Treffer: »Im Endeffekt ist es egal.«
Auch Kuranyi äußerte sich diplomatisch: »Ich köpfe aufs Tor, und ich weiß nicht, ob Poldi noch dran war oder nicht. Hauptsache, wir haben gewonnen«, sagte der 25-Jährige und fügte hinzu: »Es ist egal, wer das Tor schießt.«
So egal ist das natürlich nicht, denn Tore sind immer noch die besten Argumente für einen Stürmer. Und im Angriff hat Bundestrainer Joachim Löw plötzlich wieder »die Qual der Wahl«, wie selbst Kuranyi bemerkte. Löw erweiterte seine neue Stürmer-Hitliste sogar noch um den Namen des verletzten Stuttgarters Mario Gomez: »Klose, Kuranyi, Podolski und auch Gomez sind alles Stürmer, die unglaubliche Qualitäten haben.« Und Kuranyi habe bewiesen, »dass er wieder zurecht bei der Nationalmannschaft ist.« Kapitän Michael Ballack traut dem Rückkehrer sogar zu, die Rangfolge zu verändern. »Kevin hat ein fantastisches Spiel gemacht. Er war präsent, hat viele Bälle gehalten. Es war eine gute Empfehlung, nicht nur als Stürmer Nummer 3.«
Schon Mittwoch gegen Dänemark, wenn neben Klose und Gomez auch der gesperrte Podolski fehlt, kann Kuranyi seine Position weiter stärken. Denn Löw verordnete ihm keine Schonung für das Bundesliga-Topspiel Bayern gegen Schalke und das Duell mit Podolski am Samstag in München. Kuranyi ist es nicht unrecht: »Ich will immer spielen, egal, was es für ein Spiel ist.«

Artikel vom 26.03.2007