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Löw erwartet einen Fußball-Festtag

EM-Qualifikation in Prag: Nur zur Not darf es gegen Tschechien auch ein Unentschieden sein

Prag (dpa). Ein Sieg ist das forsche Ziel, aber Joachim Löw könnte im Hexenkessel von Prag zur Not auch mit »nur« einem Punkt leben. »Das wird das schwierigste Spiel in der Qualifikation. Je nach Spielverlauf ist man da als Trainer auch mit einem Unentschieden zufrieden«, erklärte der Bundestrainer bei der Pressekonferenz im überfüllten »Karel Ballroom« des Nobel-Hotels »Four Seasons«.
Dort hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft vor dem EM-Gruppen-Gipfel an diesem Samstag (20.45 Uhr/ARD) gegen Tschechien Quartier bezogen. Der DFB-Chefcoach freut sich auf einen »Fußball-Festtag« in dem mit 20 000 Zuschauern ausverkauften Toyota-Stadion, bei dem seiner Mannschaft schon ein Remis reichen würde, um klar auf EM-Kurs zu bleiben. »Unser vorrangiges Ziel ist es, an der Tabellenspitze zu bleiben«, betonte Löw. Mit zehn Zählern führt das deutsche Team die Qualifikations-Gruppe D vor dem punktgleichen Weltranglisten-Neunten Tschechien an.
Es war aber nur ein kurzer Moment der Bescheidenheit, denn ansonsten gab sich der deutsche Tross auch nach dem 50-minütigen Flug von Frankfurt ins regnerische Prag extrem selbstbewusst. Mit einer Punkteteilung mochte sich Kapitän Michael Ballack im Vorfeld nicht anfreunden. »Ein Unentschieden klingt auf dem Papier nicht schlecht, aber wir wollen gewinnen. Das ist die Vorgabe, das ist unser Ziel«, verkündete Ballack, bezeichnete dieses Vorhaben aber immerhin als eine »Riesenherausforderung für uns«.
Nach einer Serie von acht Länderspielen ohne Niederlage scheint nichts den Glauben an die eigene Stärke trüben zu können - nicht die zahlreichen Ausfälle, wie der von Torjäger Miroslav Klose, noch die Heimstärke der mit zahlreichen ehemaligen wie aktuellen Bundesligaspielern gespickten tschechischen Auswahl. »Wir haben Respekt vor den Tschechen, aber keine Angst«, erklärte Löw. Und Ballack meinte in Bezug auf die Personalsituation: »Gut, wir haben ein paar Ausfälle. Aber wir sind selbstbewusst genug, um das auffangen zu können. Die reinkommen, werden brennen.«
Große Umstellungen in der Stammelf muss Löw gar nicht vornehmen, nachdem auch die zuletzt angeschlagenen Christoph Metzelder, Torsten Frings und Kevin Kuranyi voll belastbar und damit alle 20 Spieler einsatzfähig sind. Gleich zehn WM-Teilnehmer werden in der Anfangsformation erwartet. Nur über den Sturmpartner von Lukas Podolski grübelte Löw noch nach.
»Alle haben ihre Vorzüge«, sagte der Bundestrainer über die drei Kandidaten Kuranyi, Jan Schlaudraff und Neuling Stefan Kießling. Die Tendenz geht zum erfahrenen Kuranyi. »Kevin hat in den letzten Monaten in der Bundesliga gut gespielt und Tore erzielt. Er hat auch zuletzt gegen die Schweiz ein Tor gemacht. Er hat eine große pyhische Präsenz im Strafraum«, lobte Löw den Schalker.
Die wird auch besonders benötigt. »Wir brauchen Offensiv-Aktionen, um ein, zwei Tore zu erzielen«, verriet Löw zur Marschroute. Ballack, Schweinsteiger und Schneider sollen Podolski und Kuranyi in Szene setzen. Auch defensiv sieht Philipp Lahm das deutsche Team bestens vorbereitet auf Tschechiens gefürchteten 2,02-Meter-Koloss Jan Koller und Spielmacher Tomas Rosicky. »Wir haben im Training sehr konzentriert gearbeitet«, sagte der Münchner Verteidiger, der guten Mutes ist: »Die Anspannung ist da, aber auch die nötige Lockerheit.«

Artikel vom 24.03.2007