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»Das schlimmste, was passieren kann ist, dass eine Vorstellung ausfällt. Schließlich haben sich die Leute extra Zeit genommen und freuen sich auf einen schönen Theaterabend«, sagt der 38-Jährige. Damit solch ein Fall möglichst nicht eintritt, hält Göbel schon im Vorfeld Ausschau nach einem geeigneten Darsteller oder Sänger, der in einem Krankheitsfall einspringen kann. »Bei großen Produktionen wie zum Beispiel ÝFigaroÜ oder ÝAidaÜ gucken wir, welche Häuser das Stück noch auf dem Spielplan haben. Meistens richten wir unseren Blick auf Häuser in der näheren Umgebung, also Hannover oder das Ruhrgebiet«, erzählt er.
Doch manchmal, wie vor einiger Zeit bei einem krankheitsbedingten Ausfall in der Oper »Die Reise nach Reims«, muss Göbel zaubern können. »Das Opernhaus in Bern war das nächstgelegene, das das Stück noch auf dem Spielplan hatte«, erinnert er sich. »Ich habe den Sänger auf seinem Handy erreicht und ihm gesagt, er solle gar nicht erst nach Hause, sondern direkt zum Bahnhof gehen. 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn habe ich ihn am Bielefelder Hauptbahnhof in Empfang genommen«, berichtet er von einem seiner aufregendsten Fälle.
Aber meistens hat das Organisationsgenie immer einen Plan B parat, insbesondere, wenn es sich um so große und wichtige Projekte wie das Theaterfest und den Opernball handelt, für die er federführend verantwortlich war. Das sind Herausforderungen ganz nach dem Geschmack von Jens Göbel. »Hier macht mir die Arbeit besonders viel Spaß, denn alle Abteilungen haben toll mitgearbeitet«, lobt er das Engagement der Mitarbeiter am Haus.
Erfahrungen für solche »Großkampftage« hat Göbel als künstlerischer Leiter und Manager von Musical-Produktionen wie »Buddy« in Hamburg und »Jekyll und Hyde« in Bremen erlangt. »Jekyll und Hyde habe ich gemeinsam mit dem Regisseur Dietrich Hilsdorf erarbeitet. Und die Produktion dann für Wien und Köln ausgebaut«, verdeutlicht er. Neben der Aufgabe, das künstlerische Niveau der Produktion zu halten, war er für die gesamte Organisation verantwortlich. »Man glaubt gar nicht, wie viel Logistik hinter solch einer Produktion steckt«, erzählt Jens Göbel.
Daneben galt es auch immer, die Darsteller zu motivieren. »Acht Vorstellungen pro Woche zu geben kann ganz schön kräftezehrend sein«, weiß er. Nebenbei kann sich Göbel aber besonders gut in die Lage derer hineinversetzen, die auf der Bühne im Rampenlicht stehen. Schließlich ist der gebürtige Hildesheimer ausgebildeter Schauspieler, der seine Kunst von der Pike auf gelernt hat. Angefangen als Laienschauspieler in der Schule über Statisten-Rollen am Theater seiner Heimatstadt bis hin zur Schauspielausbildung an einer privaten Hamburger Schule.
Schnell zeichnete sich bei Göbel auch eine Affinität zur Regiearbeit ab. So war er in den 90er Jahren als Regisseur am Theater in Osnabrück beschäftigt, ehe es ihn ins Eventmanagement trieb. Von sämtlichen Erfahrungsbereichen kann Göbel nun als Leiter des KBB profitieren. »Weil ich beide Seiten und deren Bedürfnisse kenne«, sagt er.
Gleichwohl erfordert sein Job viel Diplomatie und eine permanente Kommunikation. Abschalten vom bisweilen stressigen Alltag gelingt Jens Göbel dann am besten beim Aikido -Êmindestens zweimal pro Woche.

Artikel vom 24.03.2007