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Trainermord
schockt die
Cricketszene

Rache der Wett-Mafia?

London (dpa). Ein Mord im Sport schockt England. Die Briten trauern, denn der hünenhafte Bob Woolmer (58) ist tot.
Der Engländer war einer der renommiertesten Cricket-Trainer. Bei der WM in Jamaika war er mit dem von ihm betreuten pakistanischen Team sogar Topfavorit auf den WM-Titel. Nach dem Turnier-Aus gegen Irland wurde Woolmer im Mannschaftshotel ermordet.
Steckt die Wett-Mafia hinter der »teuflischen Tat«, wie die Polizei die Erdrosselung nannte, waren es gar seine Spieler oder enttäuschte Fans? »Die gesamte Cricket-Welt ist schockiert«, sagte Malcolm Speed, Direktor des Internationalen Cricket-Verbandes ICC.
Woolmer habe an einem Enthüllungsbuch über die Machenschaften der Wett-Mafia geschrieben, glaubt der frühere pakistanische Nationalspieler Sarfraz Nawaz. Deshalb habe er sterben müssen. »Wir verfolgen viele Spuren«, erklärte der stellvertretende jamaikanische Polizeichef Mark Shields. Für die Ermittler steht bislang nur so viel fest: Woolmer kannte den oder die Mörder. »Er hat eindeutig jemanden in sein Hotelzimmer gelassen«, meinte Shields.
Alle Spieler des pakistanischen Teams sind befragt worden und mussten ihre Fingerabdrücke abgeben. Routine, heißt es, im Moment stehe kein Sportler unter Verdacht. Woolmers Witwe Gill lenkte den Verdacht auf erboste Fans. »Einige Anhänger sind unberechenbar und extrem leidenschaftlich. Deshalb glaube ich, dass es immer diese Möglichkeit gibt«, sagte sie.
Doch die heißeste Spur führt zur Wett-Mafia. Lord Paul Congon, Vorsitzender der Anti-Korruptions-Einheit beim ICC, soll untersuchen, ob Bestechung bei dem Mord eine Rolle gespielt haben könnte. Denn Cricket ist inPakistan, Australien oder Indien Nationalsport. In England hat er den gleichen Stellenwert wie Fußball.

Artikel vom 24.03.2007