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Und leise tuckert das
Kraftwerk im Keller

Hotel Lindenhof versorgt sich selbstmitStromundWärme


Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Strom aus der Steckdose, Wärme aus dem Heizkörper und heißes Spülwasser aus der Leitung: im Lindenhof steht das Herzstück für die komplette Versorgung im Keller. Das Zauberwort heißt Blockheizkraftwerk. Und das verschafft dem einzigartigen Ausbildungshotel in Bielefeld-Bethel eine ebenso einzigartige Energiebilanz. Haustechniker Dieter Herms (49) ist begeistert. Seit Inbetriebnahme Mitte Februar hat das technische Wunderwerk fast 11 500 Kilowattstunden Strom produziert - mehr als drei Einfamilienhäuser im Jahr benötigen. Obendrein sind die Zimmer des 54-Betten-Hauses mollig warm, Azubi Michael Karschnia (21) hat heißes Spülwasser.
Konzipiert hat das Projekt Georg Strub (Energieberatung Bethel). Umgesetzt hat es die Hannoveraner KraftWerk GmbH. Bislang sorgten zwei jeweils 200 KW starke Heizkessel für die Versorgung des kompletten Lindenhofs inklusive Internat, Strom wurde extern bezogen. Die Leistung, so Herms, war am Maximalbedarf ausgerichtet. Jetzt schlummern die zwei Heizgiganten. Dafür haben sie einen säuselnden Nachbarn, nicht größer als eine Gefriertruhe, aber kraftvoll.
Ein Vierzylinder für japanische Minibagger tuckert, gut gedämmt, bis zu 96 Stunden im Dauerbetrieb mit 1500 Umdrehungen. Der angetriebene Generator gibt 20 KW Strom, die anfallende Wärme (wie heißes Kühlwasser beim Auto) reicht für 40 KW Heizenergie. Der große Vorteil: Nur noch bei extremen Minusgraden müssen die Heizklassiker einspringen. Und die Stromrechnung, freut sich der Hausmeister, fällt deutlich kleiner aus: »Weil es keinen Spitzenbedarf mehr gibt, ist ein günstigerer Tarifmöglich.« Fachleute sehen die Einsatzmöglichkeiten solcher Blockheizkraftwerke noch extrem ausbaufähig: Überall, wo man Strom benötigt und das Abfallprodukt Wärme nutzen kann. In Bethel gibt es schon fünf Anlagen.

Artikel vom 24.03.2007