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Der Streit um den Verkauf der Paul-Gerhardt-Kirche schwelt weiter.

Bürgerinitiative droht
Kirchenkreiswechsel an

Sonntag letzter Gottesdienst in der Paul-Gerhardt-Kirche

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). »Wenn die Paul-Gerhardt-Kirche geschlossen wird, wechseln zahlreiche Gemeindemitglieder nicht nur die Kirchengemeinde, sondern gleich den Kirchenkreis. Das hätte unangenehme Folgen für die Kirchensteuer!«

Mit klaren Worten hat gestern Claus-Rudolf Grünhoff von der »Bürgerinitiative zur Erhaltung der Paul-Gerhardt-Kirche als Gottesdienststätte« auf die Einladung zum »letzten Gottesdienst« an der Detmolder Straße reagiert. Dieser ist für diesen Sonntag, 10 Uhr, angesetzt. Einige der etwa 80 Mitglieder der Bürgerinitiative wollen zuvor »ein deutliches Zeichen« (Grünhoff) setzen.
»Ob es der letzte Gottesdienst wird, steht noch längst nicht fest«, meinte Grünhoff. Der Vorsitzende Richter am Landgericht setzt auf juristische Maßnahmen: »Wir haben die Kirchenleitung aufgefordert, die Kirche als Gottesdienststätte zu erhalten. Die Reaktion ist überfällig. Falls die Entscheidung nicht positiv ausfällt, klagen wir vor der Verwaltungskammer des Kirchengerichts.«
Auch eine »einstweilige Anordnung« (mit aufschiebender Wirkung) sei denkbar. »Wir sind da auf der sicheren Seite, denn laut Artikel 170 der Kirchenordnung sollen Gottesdienste stattfinden - ihre Zahl kann vermindert, nicht jedoch völlig eingestellt werden.« Pfarrer Alfred Menzels Argument, die Vorschrift gelte in diesem Fall nicht, weil die Kirche zum Verkauf steht, sei nicht stichhaltig.
Wie berichtet, laufen Verhandlungen mit dem Ziel, das christliche Gotteshaus an die Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld zu verkaufen. »Ich wehre mich gegen den Vorwurf des Ýlatenten AntisemitismusÜ«, erklärte Grünhoff. »Wir verteidigen unsere Kirche gegen jeden Interessenten - gegen wen auch immer.«
Grünoff weiter: »Baukirchmeister Rolf Kriete hat gesagt: ÝIch mache mir heute zum Vorwurf, damals nicht klar formuliert zu haben, dass die Fusion mit der Neustädter Mariengemeinde den späteren Verkauf der Paul-Gerhardt-Kirche unweigerlich nach sich zieht.Ü« Das bedeute, so Grünhoff: »Man hat die Leichtgläubigkeit von Gemeinde und Presbyterium schamlos ausgenutzt.«

Artikel vom 23.03.2007