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Vergessener Komponist
wird erst jetzt gewürdigt

Dieter Nolden veröffentlicht ein Buch über Ludwig Meinardus

Von Manuel Neumann
Bethel (WB). Ludwig Meinardus lebte zu Zeiten von Liszt, Schumann und Mendelssohn Bartholdy. Die letzten zehn Jahre seines Lebens verbrachte der Komponist in Bielefeld, wo er 1896 verstarb. Der Architekt und Hobbyfamilienforscher Dieter Nolden hat jetzt ein Buch über Meinardus veröffentlicht.

Vorrangig handelt das Werk, das durchaus als Biographie angesehen werden darf, von den Lebensstationen des Komponisten, von den Begegnungen mit seinem Lehrer und Mentor Franz Liszt sowie insbesondere von der Bielefelder Zeit, in der Meinardus als Chorleiter unter anderem den Zionschor in Bethel aufbaute.
»Über mein Hobby, die Familienforschung, bin ich auf Ludwig Meinardus gestoßen und habe mich sofort für den lokalen Bezug des Musikers interessiert«, sagt Nolden. Der Soziologe investierte zwei Jahre Arbeit in sein Werk, das bereits den Weg in die weltbekannte Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar gefunden hat. »Als alter Bielefelder habe ich einfach ein Interesse daran, den kulturellen Horizont unserer Stadt zu erweitern. Meinardus hat es verdient, Aufmerksamkeit zu erlangen. Er stellt ein kulturelles Kleinod dar, das nicht vergessen werden darf«, antwortet Nolden auf die Frage nach seinen Motiven, das Buch zu schreiben. In Jever, der Heimatstadt Meinardus', wurden die Verdienste des Komponisten unlängst erkannt: Die ostfriesische Stadt benannte eine Straße nach ihm und organisierte in jüngerer Vergangenheit immer wieder Meinardus-Konzerte.
Die Hauptgründe, warum der Tonschöpfer so plötzlich in Vergessenheit geriet, liegen für Nolden auf der Hand: »Natürlich war Meinardus kein europaweit gefeierter Künstler wie Liszt und Schumann. Hinzu kam, dass er noch zu der Musikergeneration gehörte, deren Werke nur schriftlich dokumentiert wurden - es gab keine Tonquellen.« Den größten Erfolg feierte Bethels späterer Chorleiter mit seinem 1892 in Naumburg uraufgeführten Oratorium »Luther in Worms«.
1886 kam Meinardus nach Bielefeld, das bis dahin musikalisches Brachland war. Auf Anfrage von Friedrich von Bodelschwingh übernahm er kurz nach dem Bau der Zionskirche den hiesigen Chor. Sein Grab ist noch heute auf dem Bielefelder Johannisfriedhof zu finden. Dieter Noldens Buch »Ludwig Meinardus - Komponist, Musikschriftsteller, Chorleiter« ist für jeden Musik- und Kulturinteressierten Bielefelder ein lesenswertes Stück. Es ist im Fachhandel und direkt vom Bethel-Verlag (Tel.: 144-36 04) erhältlich.

Artikel vom 23.03.2007