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Kindermöbel kommen groß raus

Neue Ausstellung im MARTa Herford - dazu Skulpuren von Marlis Frencken

Von Hartmut Horstmann
Herford (WB). Der belgische Künstler Panamarenko ist ein Träumer. Ein erwachsener Träumer, der in seiner Kunst das Spielerische zum Prinzip erhebt. »Der Traum von Fliegen« nimmt Form an in einem großen Luftschiff, das in der aktuellen Ausstellung im Herforder MARTa zu sehen ist.

Die Präsentation trägt den zu vielerlei Spekulationen Anlass gebenden Titel »Wäre Albrecht Dürer heute Kind, würde er sicher MARTa Herford besuchen«. Eine Satzkreation, die der Tageszeitung »taz« einen eigenen Beitrag wert war. Dürer werde im Titel genannt, obwohl von ihm in der Ausstellung nichts zu sehen sei, wurde moniert. Dies sei ein »Schwachsinn der Marketingabteilung«. Immerhin: Die Werbung funktioniert, und so geht MARTa-Leiter Jan Hoet wohlgelaunt durch eine bunte Ausstellung, die sich aus verschiedenen Einheiten zusammensetzt. Da ist zum einen der Raum mit der Luftschiff-Installation »Papaver«. Wunderbar leicht bringt sie die Architektur des Museums zur Geltung - eine Welt, in der Raum, Zeit und rechter Winkel aufgehoben zu sein scheinen. Das aufgeblasene Kunstwerk steht beziehungsweise hängt im Zentrum - umgeben von kleineren Arbeiten und Skizzen Panamarenkos.
In die Welt des Designs führt der Ausstellungspart, in der es um die Geschichte der Kindermöbel geht. Wesentliche Teile waren bereits im Möbel Museum Wien zu sehen. Doch hat sich nach Angaben von Hoet in Herford der Ansatz verändert. Aus der historischen Darstellung ist eine ästhetische geworden. Besonders eindrucksvoll wirkt eine hohe Wand voller Kinderstühle. Hoet nutzt auch hier die Architektur des Raumes, sieht eine Korrespondenz zwischen Ort und Gezeigtem: »Jeder Architekt hat mit Stühlen begonnen.« Recht ungewöhnlich wirkt ein kleiner Schaukelstuhl für Kinder - welcher Unterschied zu den Schulmöbeln, die an anderer Stelle thematisiert werden. Sollten diese das Zappeln der Kinder bis zur Bewegungsstarre unterbinden, ruft der Schaukelstuhl geradezu zu körperlicher Aktivität auf. In den Möbeln offenbart sich eine Entwicklung, die mit der veränderten Rolle des Kindes in der Gesellschaft zu tun hat.
Abgerundet wird die Ausstellung durch Skulpturen der Künstlerin Marlis Frencken - schillernd bunte Figurinen. Die Ausstellung (zu sehen bis zum 13. Mai) wird heute um 19.30 Uhr eröffnet.
www.marta-herford.de

Artikel vom 23.03.2007