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»Internet macht Musik billiger«

Bertelsmann-Finanzchef Rabe will Erlösmodell für Sony BMG umgestalten

Gütersloh (WB). Die Musiksparte von Bertelsmann hat als einzige der sechs Konzernbereiche des Gütersloher Medienriesen 2006 Umsatz eingebüßt. Dass das Joint Venture Sony BMG dennoch eine große Zukunft vor sich hat, davon ist der für diesen Geschäftsbereich verantwortliche Bertelsmann-Finanzchef Thomas Rabe (41) im Gespräch mit Redakteur Edgar Fels überzeugt.
Thomas Rabe, Finanzvorstand Bertelsmann

Herr Rabe, das Musik-Joint-Venture Sony BMG hat im vergangenen Jahr 5,2 Prozent Umsatz eingebüßt. Woran lag`s?Rabe: Das ist kein Problem von Sony BMG, sondern ein generelles Marktproblem. Der größte Teil der Umsätze von Musikunternehmen stammt aus dem Verkauf von CDs. Im vergangenen Jahr sind aber die Verkaufszahlen von CDs weltweit um elf Prozent zurückgegangen. In den ersten Wochen dieses Jahres hat sich dieser Trend sogar noch beschleunigt. Viele junge Menschen laden ihre Musik inzwischen aus dem Internet herunter. Trotzdem konnte Sony BMG zum Beispiel in den USA seinen Marktanteil sogar leicht ausbauen. Er liegt dort derzeit bei 23 Prozent.

Wie reagiert Sony BMG auf diese Situation?Rabe: Wir versuchen unseren Marktanteil zu halten und wo möglich auszubauen. Gleichzeitig senken wir die Kosten. Das ist uns durch das Joint Venture mit Sony Music auch gelungen. Leider war dabei ein Abbau von Arbeitsplätzen unvermeidlich. Darüber hinaus arbeiten wir mit Hochdruck daran, das stark wachsende digitale Geschäft auszubauen.

Weniger CDs, mehr Internet - was kommt auf die Verbraucher zu? Wird Musik teurer?Rabe: Bisher macht das Internet Musik für die Verbraucher billiger und nicht teurer. Viele Songs werden im Internet zum Download für 99 Cent angeboten. Der Pferdefuß ist jedoch, dass dieser Preis nicht die Kosten der Musikindustrie deckt. Denn sie muss einen Großteil des unternehmerischen Risikos tragen. Zudem kommt das Problem der Piraterie im Netz. Die meisten Titel werden illegal herunter geladen. Wir müssen darauf hinarbeiten, im digitalen Geschäft das Erlösmodell umzugestalten.

Nennen Sie uns ein Beispiel.Rabe: Zum Beispiel sollte nicht jeder Song - egal wie alt oder erfolgreich - das gleiche kosten. Vorstellbar wären auch Abonnement-Modelle: Die Kunden zahlen einen Fixbetrag von beispielsweise 9,99 Euro im Monat und können dafür so viel Musik hören wie sie mögen.

Sony BMG ist nach Universal das größte Musikunternehmen der Welt. Weitere Mitbewerber dieser Bertelsmann-Sparte sind Warner und EMI. Wo steht Sony BMG in drei Jahren?Rabe: In den kommenden Jahren geht es weniger darum, unbedingt die Nummer eins zu werden, als vielmehr den unausweichlichen Strukturwandel voranzutreiben. Heute liegt der Anteil des digitalen Geschäfts an unserem Gesamtumsatz bei zwölf Prozent. Diesen wollen wir mittelfristig auf 25 bis 30 Prozent steigern. Außerdem will Sony BMG in Zukunft nicht nur an den Musikrechten seiner Künstler teilhaben, sondern auch an weiteren Vermarktungsrechten wie etwa Konzerte oder Merchandising.

Sie sind neben Rolf Schmidt-Holtz für das Musikgeschäft bei Bertelsmann verantwortlich. Kann Sony BMG jemals so eine Ertragsperle werden wie etwa die RTL-Gruppe heute? Rabe: Der Umsatz des Joint Ventures - also Sony und BMG zusammen - belief sich 2006 auf etwa vier Milliarden Euro. Es ist in der Musikindustrie durchaus möglich eine Umsatzrendite von mehr als zehn Prozent zu erreichen. Das zeigt das Beispiel Universal Music.

Artikel vom 23.03.2007