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VW-Beteiligung aufgestockt:
Piëch sichert Porsche die Macht

Wiedeking will Zerschlagung des Wolfsburger Autoherstellers verhindern

Stuttgart/Hannover (dpa). In einem spektakulären Kurswechsel stockt der Sportwagenbauer Porsche seine VW-Beteilung nun doch abermals auf - plant aber derzeit weiterhin keine Komplettübernahme von Europas größtem Autobauer.


»Der Aufsichtsrat der Porsche AG hat den Vorstand in seiner heutigen außerordentlichen Sitzung ermächtigt, die Beteiligung an der Volkswagen AG von derzeit 27,3 Prozent auf bis zu 31 Prozent der Stammaktien zu erhöhen und damit ein Pflichtangebot für Volkswagen abzugeben«, teilte Porsche am Samstag in Stuttgart mit.
Der Porsche-Vorstandsvorsitzende Wendelin Wiedeking will damit eine Zerschlagung des Volkswagen-Konzerns verhindern. »Wenn ein Hedge-Fonds den VW-Konzern in seine Einzelteile aufteilt und an die Börse bringen würde, könnten wir unseren wichtigsten Partner verlieren«, sagte Wiedeking der »Bild«-Zeitung. »Eine solche Zerschlagung dürfen wir nicht zulassen. Deshalb haben wir gehandelt.«
Im Zusammenhang mit dem VW-Gesetz wird darüber spekuliert, dass Finanzinvestoren VW übernehmen, den Konzern zerlegen und die Einzelteile Gewinn bringend verkaufen könnten. Das Gesetz mit seiner Stimmrechtsbegrenzung auf 20 Prozent gilt bislang als Bollwerk gegen »fremde« Aktionäre - dürfte aber im Sommer nach einer Klage der EU- Kommission vom Europäischen Gerichtshof gekippt werden.
Noch Anfang März hatte Wiedeking auf dem Genfer Autosalon bekräftigt, dass die VW-Beteiligung unter der 30-Prozent-Marke gehalten werden soll: »Es gibt zurzeit keine Pläne, die darüber hinausgehen.« Porsche war im September 2005 bei VW eingestiegen und hatte zunächst maximal 20 Prozent des stimmberechtigten Kapitals angepeilt. Auch damals war betont worden, dass »auf keinen Fall« die Schwelle erreicht werde, bei der ein öffentliches Übernahmeangebot nötig sei.
Porsche-Sprecher Anton Hunger sagte, es sei weiterhin keine Übernahme von Volkswagen geplant: »Wir zielen nicht auf eine Mehrheit.« Entsprechende Meldungen bezeichnete er als »Fehlinterpretation«. Porsche wolle bei VW lediglich die Beteiligungsschwelle von 30 Prozent überschreiten, damit ein Pflichtangebot zur Übernahme ausgelöst wird und »wir von dem Moment an jede Freiheit haben zu reagieren«. Nach Wiedekings Worten hat Porsche nun alle Optionen offen: »Wir können jetzt noch schneller reagieren, falls Hedge-Fonds bei VW einsteigen wollen.«
Nach Einschätzung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer wird Porsche schon bald nach der Mehrheit bei Volkswagen greifen. »Das war nicht der erste, sondern der vorletzte Schritt zur Übernahme«, sagte er dem »Tagesspiegel am Sonntag«. »VW wird ein österreichisches Familienunternehmen werden«, so Dudenhöffer mit Blick auf den österreichischen Porsche-Großaktionär und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch.
Porsche verfügt nach eigenen Angaben über eine jederzeit ausübbare Option zum Kauf von bis zu 3,7 Prozent der VW-Stammaktien, die schon bald gezogen werden soll. Mögliche weitere Erhöhungen der VW-Beteiligung lösten dann keine weitere Pflicht zur Abgabe eines Angebots an außen stehende VW-Aktionäre aus. Seite 2: Kommentar

Artikel vom 26.03.2007