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Das zehnte Treffen in 60 Jahren

Wiedersehen ehemaligen Falk-Mittelschüle im »Brenner Hotel«

Von Matthias Meyer zur Heyde (Text und Foto)
Bielefeld (WB). 60 Jahre nach Beginn ihrer Schulzeit haben sich ehemalige Kameraden der b-Klasse der Falkmittelschule erneut getroffen. Im Kreis von 24 Jugendfreunden wurde am Samstag im »Brenner Hotel« gefeiert.

»Das ist jetzt schon unser zehntes Wiedersehen, und das nächste findet 2013 statt, wenn wir 60 Jahre aus der Penne raus sind«, kündigte Heinrich Berkenkamp an. Der allseits geschätzte Organisator der gemütlichen Feiern ist mit seinen 69 Lenzen der jüngste in der Runde. »Deswegen hab ich mich zu Schulzeiten immer etwas zurückgehalten«, behauptet Berkenkamp. Honorar: eine Eins in Betragen.
»Damals gab's noch Kopfnoten, auch für Ordnung und Fleiß«, erinnert sich der Benjamin des Eintrittsjahrgangs 1947. »Damals hatten die Schüler noch Respekt, manchmal ein bisschen Angst vor ihren Lehrern - heute ist es wohl eher umgekehrt.« Berkenkamp, der später das Abitur nachholte und an der Rosenhöhe unterrichtete, weiß, wovon er spricht.
Die Eins in Betragen verpflichtete. Und wohl deshalb erinnert sich Berkenkamp nicht mehr genau, wer denn nun dem Englischlehrer den Zucker in den Tank seiner Vespa gekippt hat. Der Pauker übrigens war sehr beliebt - man möchte gar nicht wissen, wie die lieben Falkmittelschüler gestrengen Pädagogen mitgespielt haben . . .
Das Lehrpersonal aber revanchierte sich: »Wir durften nicht mit dem Rad aufs Schulgelände fahren«, erinnert sich Klaus Deppe. »Wer erwischt wurde, dem schraubte einer der Pauker das Ventil raus und steckte es ein - zurück mussten wir schieben.« Und zu Hause gab's dann wegen Insubordination und der überflüssigen Kosten für neue Ventile ein paar hinter die Löffel.
65 Rabauken - reine Jungenklassen - gehörten irgendwann zwischen 1947 und 1956 der b-Klasse an. Orts-, Schul- und Klassenwechsel sorgten für hohe Fluktuation. »Und manche gingen schon früher ab, weil sie die damals achtjährige Schulpflicht erfüllt hatten.« Zwölf der 56 sind bereits verstorben, von fünf Ehemaligen konnte Berkenkamp nicht die Adresse ermitteln.
»Wegen der Raumnot nach den Zerstörungen des Krieges wurden wir eine Woche lang vormittags unterrichtet, eine Woche nachmittags. Die jeweils andere Tageshälfte gehörte den Mädchen der Luisenschule«, erzählt Berkenkamp und fügt hinzu: »Viel lieber natürlich hätten wir gemischgeschlechtlich in den Bänken gesessen . . .«
Ja, die Zeiten waren hart. Anfangs gab es noch Schulspeisungen in der großen Pause. Und der Sportunterricht fand bei gutem Wetter auf dem Pausenhof statt, bei Regen in den Fluren des Gebäudes. »Gut, dass das Wiesenbad in der Nähe lag.«
Lediglich zwei Ausflüge waren die karge Ausbeute an Klassenfahrten: »Eine Tour führte zum Hermannsdenkmal, weil unser Klassenlehrer Georg Proske völkisch gesinnt war, die andere Fahrt, diesmal mit Klassenlehrer Fritz Diekhaus, ging zum Schilsker Viadukt.« Ah, der Pädagoge war wasseringenieurstechnisch interessiert? »Nein, er wohnte in Schildesche.«

Artikel vom 27.03.2007