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Bluttat am Fuß der Externsteine

Zwei Männer niedergeschossen - Verletzte verweigern die Aussage

Von Christian Althoff
Horn-Bad Meinberg (WB). Unweit der Externsteine sind am Mittwochabend in Horn-Bad Meinberg (Kreis Lippe) zwei Russlanddeutsche niedergeschossen worden.

Eines der Opfer, ein 28-jähriger Mann aus Lemgo, erlitt einen Bauchschuss und schwebte gestern Abend noch in Lebensgefahr. Der zweite Mann (23), der in Lage wohnt, wurde von einer Kugel in den Oberschenkel getroffen. Beide Opfer verweigern im Wesentlichen die Aussage.
Elfriede G. saß gegen 20 Uhr vor dem Fernseher, als sie Schreie hörte. Sie sah aus dem Fenster auf die gegenüberliegende Straßenseite, wo sich der Wanderparkplatz »Am Bärenstein« befindet. Weil es schon dunkel war, konnte Elfriede G. nichts erkennen. Die Frau glaubte aber, das Wort »Schuss« gehört zu haben und alarmierte deshalb die Polizei.
Eine Streifenwagenbesatzung traf auf dem Parkplatz die beiden schwerverletzten Männer an, um die sich bereits Anwohner kümmerten. Die Opfer, die wenig später von einer Notärztin versorgt wurden, waren ansprechbar und behaupteten, ein Unbekannter habe aus einem dunklen Mercedes heraus auf sie geschossen. Weitere Aussagen, etwa zu der Frage, wie sie auf den Parkplatz gekommen waren und was das Motiv für die Schüsse gewesen sein könnte, machten die Verletzten nicht.
Noch in der Nacht nahm eine Mordkommission die Ermittlungen auf und ließ den Tatort von Sprengstoffspürhunden nach Patronenhülsen absuchen. Dabei wurde eine Hülse gefunden, die aus einer Pistole vom Kaliber 7.65 Millimeter stammen soll. Gestern Mittag ließen die Polizeihundeführer Günter Bergmann, Bernhard Günther und Wolfgang Ehlert den Parkplatz noch einmal von ihren vierbeinigen Kollegen »Drago«, »Kira« und »Farko« absuchen.
Die Mordkommission unter Leitung von Hauptkommissar Ralf Gelhot hatte gestern noch keine Anhaltspunkte für ein Motiv. Zwar gehen die Beamten der These nach, dass die Opfer den Schützen kennen und das Motiv im Zusammenhang mit kriminellen Geschäften stehen könnte, doch gab es dafür noch keinen Beweis. Die angeschossenen Männer haben zwar Akten bei der lippischen Polizei, doch sind dort nur Delikte wie Körperverletzung oder Diebstähle eingetragen -Ê nichts, was auf Banden- oder Organisierte Kriminalität hinweist. Da die Kripo davon ausgeht, dass der Täter in Tötungsabsicht geschossen hat, werden die Männer im Krankenhaus von Polizisten bewacht.
Dass schwerverletzte Opfer schweigen, erlebt die Polizei zumeist dann, wenn Täter und Opfer in Straftaten verstrickt sind. So war am 3. Dezember in Bielefeld auf einem McDonald's-Parkplatz ein polizeibekannter Aserbaidschaner (22) aus Enger (Kreis Herford) niedergeschossen worden, der bis heute zu den Hintergründen schweigt.

Artikel vom 23.03.2007