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»Ehrlich, ich bin ÝStonesÜ-Fan!«

Pete Best redet über alte Zeiten und spielt den ewig jungen Rock'n'Roll

Von Matthias Meyer zur Heyde und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Gute Nachrichten: Pete Best hat versprochen, das HoT Schildesche nicht abzufackeln. Und seine Musik wird härter sein, zupackender, als es die freundlichen Songs der »Beatles« je waren.

Im Ernst: Der Vollblutmusiker, der zwei Jahre für die »Beatles« trommelte, tritt im bürgerlichen Leben völlig entspannt auf, und lässt es dafür auf der Bühne, sobald er die Drumsticks in Händen hält, gewaltig krachen. »Wir bringen den rauhen Pete-Best-Sound in die Songs«, kündigte der 65-Jährige im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT an.
»Mann, waren wir baff, als uns die Polizei ins Kittchen warf, bloß weil Paul McCartney und ich im Hamburger ÝBambiÜ-Kino ein paar Kondome angezündet hatten«, erzählt der vierfache Großvater amüsiert. »Dabei suchten wir doch bloß unsere Instrumente - und im Kino war's stockfinster.«
So geschehen 1960 in Hamburg - heute macht der Liverpooler Jung die Show vor großem Publikum: 500 passen ins HoT Schildesche, 200 zogen ohne Karte frustriert ab, wie Manfred Kuhlmann, Chef des »Beat Club 66« und Petes Gastgeber, stolz berichtet.
Gestern USA, heute Schildesche, morgen Kanada: Pete Best und seine Kollegen kommen ganz schön rum in der Welt. »Ja, es geht rund, aber das liegt eben am Rock'n'Roll.« Das Publikum liebt ihn. Pete Best setzt sich aufrecht hin, senkt züchtig das ergraute Haupt, legt die Handflächen aneinander und bewegt ein klein wenig die Fingerspitzen: »So klatschen die Japaner Beifall - bei uns haben sie auf den Stühlen getanzt.«
1988 (»da hatte ich meine Rente zusammen«) gab Pete Best dem Drängen alter Freunde nach und stieg wieder ins Showbiz ein. »Viel bewegen muss ich mich nicht: Oben haben wir unser Studio, und wenn's live sein soll, gehen wir die Treppe runter in den Keller.« Kenner wissen: Pete redet vom legendären »Kasbah« Club, den einst Mona Best führte, heute Petes Zuhause. »Meine Mutter wollte, dass ihr Ältester, also ich, mit ihrem Jüngsten, also Roag, mal gemeinsam auf der Bühne steht.«
Vom ersten Konzert gibt's sogar 'ne Scheibe: »Live at the Adelphi«. Kaufen. Lohnt sich.
Längst ist Roag Best nicht nur zweiter Drummer im Quintett, sondern auch ihr Manager. Außerdem für den Sound zuständig: Phil Melia (Leadgitarre), Tony Flynn (Rhythmusgitarre) und Paul Parry (Bass). Fast fuffzich Jahre isses her, da hat Pete sogar gesungen (»Boy«). Heute auch? »Nee, lass mal, ich hab drei tolle Sänger in der Band - meine Stimme ruiniert jeden Song.«
Okay, dann nicht.
Die »Beatles« waren Gauner, die auf Gentlemen machten, die »Rolling Stones« waren Gentlemen, die als Gauner rüberkommen wollten, hat unlängst ein britischer Musikjournalist behauptet. Ehrlich? »Ich verrat dir was: Die ÝBeatlesÜ hätten viel drum gegeben, wären sie so rotzfrech und hart wie die ÝStonesÜ gewesen. Ich für mein Teil bin ÝStonesÜ-Fan!«
Thunderweather. Jetzt aber: Bühne frei für Pete Best & Band und für den Merseybeat!

Artikel vom 24.03.2007