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Rätselhafter Tod in der Provinz

Dominic Raacke und Boris Aljinowic im Tatort: »Dornröschens Rache«

Von Wolf von Dewitz
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr: Richard Merten erwartet seinen Mörder. Er ruft beim Vermieter an und kündigt die Wohnung, schreibt einen letzten Brief, leert den Müll, ordnet seine Papiere. Dann trinkt er ein Glas Wein. Es klingelt. Merten lächelt. Sein Mörder ist pünktlich.

Das Opfer öffnet die Tür - und wird erschossen. Zur Aufklärung dieses rätselhaften Mordfalles fahren die beiden Berliner Kommissare Ritter (Dominic Raacke) und Stark (Boris Aljinovic) im Tatort: »Dornröschens Rache« nach Brandenburg. Erstmals ermitteln die beiden damit außerhalb der Stadtgrenze von Berlin.
Der Mordfall Merten ist nicht das einzige Verbrechen, das die Kommissare bei den Recherchen im verschlafenen Dorf Wieditz beschäftigt. 20 Jahre zuvor wurde die Ehefrau von Richard Merten erschossen, der Mörder nie ermittelt. Tochter Paula (Anna Thalbach) konnte den Tod der Mutter nicht überwinden. Zusammen mit ihrem Vater verließ sie das Dorf in Richtung Berlin. Nun kehrt sie zurück, um das väterliche Erbe anzutreten - und um aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwachen.
Regisseurin Christine Hartmann, die schon 2005 den Tatort »Todesbrücke« drehte, inszenierte ein düsteres Drama um Schuld und Sühne. Statt wie in anderen »Tatort«-Filmen das Privatleben der Kommissare schwungvoll in Szene zu setzen, konzentrieren sich die Filmemacherinnen ganz auf den Krimi-Plot. Der beansprucht mit einem knappen Dutzend Tatverdächtiger Raum genug.
Der Kontrast zwischen wortkargen Dorfbewohnern als Geister ihrer selbst und adretten Großstadt-Kommissaren ist deutlich. »Wo gibt es denn hier einen Coffee-Shop?«, fragt Kommissar Stark im Nirgendwo der Brandenburger Provinz. In der optischen Umsetzung der tragischen Handlung ist die Regisseurin nicht gerade zurückhaltend. Alles erscheint grau in grau: Die Häuser, die Menschen und die endlosen Kiefernwälder. Die verlorene Kindheit radelt in Gestalt eines Mädchens, knallrot bekleidet und einziges Kind weit und breit, immer wieder durch das Bild.

Artikel vom 24.03.2007