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Die Tor-Stelle ist bestens besetzt

Vor dem EM-Duell gegen Tschechien: Lehmann hat viele Hintermänner

Von Klaus Lükewille
Prag (WB). Die T-Frage? Die stellt sich für Fußball-Bundestrainer Joachim Löw nicht, da weiß er sofort die Antwort: »Wir haben mit Jens Lehmann einen sehr guten Torwart.« Und was noch besser ist: Hinter der Nummer 1 drängeln sich gleich mehrere Kandidaten, die ebenfalls im DFB-Kasten stehen könnten.

Qualität und Quantität: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist auf keiner Position so stark besetzt wie bei der Tor-Stelle. Die nimmt morgen in Prag im wichtigen EM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien (20.45 Uhr/ARD) selbstverständlich wieder Lehmann ein, er gilt nach seinen starken WM-Auftritten bis zur EM 2008 als fest gesetzt.
Danach wird Lehmann 38 Jahre alt sein und die Kiste räumen. Die Nachfolger rufen schon. Vor allem Timo Hildebrand, der allerdings bei seinen letzten Länderspiel-Einsätzen längst nicht so eindrucksvoll auftrat wie für den VfB Stuttgart.
Doch Hildebrand trägt vorläufig weiter die Nummer 2. Aber Robert Enke, der ist in Prag auch mit dabei. Er hat ebenfalls gute Aussichten, das Lehmann-Erbe anzutreten. Denn in der Liga gibt es für den Schlussmann von Hannover 96 immer nur gute Noten. Am 28. März könnte Enke beim Freundschaftsspiel gegen Dänemark in Duisburg zu seinem ersten Einsatz für Deutschland kommen.
Hier muss Tim Wiese noch etwas warten. Der Bremer Torverhüter zeichnete sich zwar in den vergangenen Wochen auf nationalem und internationalem Parkett aus, doch die Nominierungs-Belohnung vom Bundestrainer gab es nicht. Wiese reagierte frustriert: »Ich hätte eigentlich dabei sein müssen.«
Das sind Töne, die Löw gar nicht gern hört. Wünsche können seine Kandidaten äußern, aber keine vorlauten Forderungen stellen: »Wir haben Tim auf dem Zettel, er wird vielleicht demnächst seine Chance bekommen. Aber die Konkurrenz im Tor ist nun einmal sehr, sehr groß.«
Genau. Denn hinter Lehmann, Hildebrand, Enke und Wiese dürfen sich weitere Schlussleute für erstklassig halten - weil sie fast alles halten. Raphael Schäfer, zurzeit noch 1. FC Nürnberg, ab 1. Juli Hildebrand-Nachfolger in Stuttgart, besticht durch Beständigkeit. Dass der Club so weit oben steht, ist auch sein Verdienst. Kollege Roman Weidenfeller hängt dagegen mit Borussia Dortmund tief im Keller. Aber gerade da unten will er sich jetzt auszeichnen und zu einem der BVB-Retter werden.
Beneidenswerter Löw: gleich ein halbes Dutzend Empfehlungsschreiben liegen auf seinem Tor-Tisch. Und dann drängten sich in den vergangenen Wochen noch zwei junge Talente in den Vordergrund. Manuel Neuer (20 Jahre/FC Schalke 04) und Rene Adler (22/Bayer Leverkusen), die Anwärter von übermorgen.
Deutschlands Nummer 1 von gestern, da gibt es im Oberhaus auch drei Profis, die dieses Trikot schon getragen haben. Zwei wurden nur kurz getestet: Frank Rost (Hamburger SV) vier Mal, Jörg Butt (Bayer Leverkusen) kam auf drei Berufungen. Der dritte Mann war lange drin und dran: Oliver Kahn, einst sogar als »King Kahn« und »Titan« umjubelt, beendete bei der WM 2006 nach dem Spiel um Platz drei und 86 Einsätzen seine DFB-Karriere. Der inzwischen 37-jährige Schlussmann des FC Bayern ist immer noch »Spitze«. Aber für die T-Frage, da kommt er ja nicht mehr in Frage.

Artikel vom 23.03.2007