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»Daddy Cool«
lässt es auf der
Bühne krachen

Frank Farians erstes Musical feiert Deutschland-Premiere
»Wenn man, wie ich, soviel erfolgreiche Musik zur Verfügung hat, ist es doch geradezu ein Muss, sie auf die Bühne zu bringen«, sagt Frank Farian, mit mehr als 800 Millionen verkauften Tonträgern Deutschlands erfolgreichster Pop-Produzent. Deshalb will er es jetzt noch einmal so richtig krachen lassen - mit einem Musical.
Klotzen statt kleckern heißt Farians Devise: Für sein jüngstes Projekt ließ er sogar mitten in Berlin Europas größte freitragende Spielstätte errichten, die mit »Boney M. Theaterpalast« den Namen seiner bekanntesten Formation trägt. Spätestens jetzt dürfte klar sein, wer Farian ist.
In den 70er Jahren hatte er die Studioband Boney M. um den quirligen Tänzer Bobby Farrell zu einer der erfolgreichsten Popgruppen gemacht. Dass der Produzent damals dem farbigen Frontmann seine eigene Stimme in den Mund legte, blieb kein Geheimnis, tat aber auch dem Erfolg keinen Abbruch.
Neben dem Song »Daddy Cool«, der sich 1976 zwölf Wochen lang an der Spitze der Charts hielt und nun Frank Farians erstem Musical seinen Namen gibt, landete die Band weitere sieben Nummer-1-Hits in Deutschland.
Seine vielen Disco-Klassiker bringt »Mr. Boney M.« nun auf die Bühne. Nach dem Vorbild des erfolgreichen ABBA-Musicals »Mamma Mia!« hat der Rheinland-Pfälzer rund um Hits wie »Rivers of Babylon«, »Brown Girl in the Ring« und »Ma Baker« eine Story gebastelt, die von zwei verfeindeten Straßengangs handelt.
Das Musical bietet dem Besucher aber nicht nur eine musikalische Reise zu den Welthits der Gruppe Boney M.: Eingebettet sind auch zahlreiche Hits der Farian-Projekte Milli Vanilli, Eruption, La Bouche und No Mercy. Der Produzent habe alle Titel überarbeitet und mit Größen der Szene - wie zum Beispiel Mousse T. - dem aktuellen Stil angepasst, heißt es.
Nach der Welturaufführung am 22. September 2006 in London warfen britische Kritiker dem Werk allerdings vor, »eine unpersönliche Nummern-Show ohne Leidenschaft« (»The Independent«) und eine »ziemlich dümmliche Story« (»The Times«) zu sein. Das Publikum indes war anderer Meinung und quittierte das Dargebotene mit viel Applaus, stehenden Ovationen und schwingenden Hüften.
Ob »The Hit-Man«, wie der 65-jährige Farian auch genannt wird, den deutschen Zuschauern ebenfalls (Tanz-)Beine macht, wird sich zeigen, wenn das Musical am 26. April im bereits erwähnten »Boney M. Theaterpalast« am Berliner Ostbahnhof Premiere feiert. Anschließend gastiert die Show für mehrere Wochen in der deutschen Hauptstadt, bevor sie auf Tournee durch die ganze Welt geht. »Es sollen weitere mobile Theater entstehen«, kündigt Frank Farian an. »Wir wollen auf dem Weg zum Broadway über Paris, Barcelona, Moskau und Las Vegas«, sagt er nicht ganz unbescheiden. »Außerdem soll ÝDaddy CoolÜ auch in deutscher Sprache produziert werden - allerdings nur die Texte, die originalen Songs bleiben, wie sie sind.«
Dabei überlässt der Meister nichts dem Zufall: Hinter dem Musical stehen viele Bekanntheiten des Showgeschäfts: Choreograph Sean Cheesman zum Beispiel ist zweifacher MTV-Award-Gewinner, Arrangeur Steve Sidewill empfahl sich unter anderem mit dem Musical »We Will Rock You« und dem Film »Moulin Rouge«. Und auch auf der Bühne setzt Frank Farian auf Qualität.
Mit einem Ensemble von mehr als 50 hochmotivierten Darstellern erzählt »Daddy Cool« die Geschichte des jungen Sunny, der mit seiner Großmutter auf der Insel Trinidad lebt. Seine Leidenschaft gehört der Musik und dem afrikanischen Karneval. Sunny hat nur ein Ziel: einmal als Musiker beim Karneval dabei zu sein.
Doch seine Hoffnung wird zerstört, als seine Mutter ihn im Alter von zehn Jahren zu sich nach London holt. Als er 18 Jahre alt ist, wird er Mitglied der Straßengang »Subsonic Crew« und freundet sich mit deren Anführer Shake an. Ihr Feind ist die Gang der »Blades«, deren Frontmann Benny eine hübsche Halbschwester hat, in die sich ausgerechnet Sunny unsterblich verliebt. Der Streit zwischen den Gangs eskaliert und endet in einer Schießerei, bei der Shake von einer Kugel getroffen wird. Sunny gerät in Verdacht und landet im Gefängnis, bis doch noch die Wahrheit ans Licht und Benny als wahrer Täter hinter Gitter kommt.
Sunny und Rose können zusammen nach Trinidad gehen, wo Sunnys lang ersehnter Auftritt beim Karneval endlich Wirklichkeit wird.
Für Frank Farian, der eigentlich Franz Reuther heißt, könnte sich mit dieser simplen Geschichte um Liebe, Rivalität und Tradition ebenfalls ein Traum erfüllen: »Ich gebe nicht auf, bis ich die Milliarde voll habe«, sagte er mal in einem Interview. Zuvor muss er allerdings noch richtig investieren. Gemeinsam mit Partnern wie den Mackintosh-Brüdern (»Miss Saigon«, »Cats«) will er etwa 40 Millionen Euro in das Projekt »Daddy Cool« stecken. Um die Summe wieder einzuspielen, sollte die Show schon mindestens so erfolgreich werden wie »Mamma Mia«. Kerstin Heyde

Artikel vom 14.04.2007