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»Er und Es« entstand 2006. Masé arbeitete hier ein Kindheitsbild des Porträtierten mit ein.

Die Musen der
Malerin Elisabeth Masé

»Die Unsterblichen« in Kunstverein und Kunsthalle


Von Uta Jostwerner
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Glücklich jeder Künstler, der die Aufmerksamkeit der Kuratoren gleich im Doppelpack auf sich zieht. Im Falle von Elisabeth Masé bekundeten zwei Ausstellungsmacherinnen Interesse am Werk der in Bielefeld lebenden Künstlerin -Êunabhängig voneinander, so wird ausdrücklich betont. Das Resultat ist nunmehr in Form einer Kooperationsausstellung von Bielefelder Kunstverein und Kunsthalle greifbar.
Die Ausstellung mit dem Titel »Die Unsterblichen« trägt zudem dem Anspruch von Dr. Stefanie Heraeus Rechnung, einmal im Jahr neue figurative Malerei und somit einen allgemein auszumachenen Trend im Museum Waldhof zu zeigen. »Die surrealistischen Bilder von Elisabeth Masé passten gut ins Themenfeld«, sagt die Leiterin des Kunstvereins.
Denn nach einer Phase der Abstraktion befasst sich die 1959 in Basel geborene Künstlerin in ihren neuesten Werken mit der Porträtmalerei. Eher zufällig fand sie zu dem traditionsreichen Genre. Aus einer »Verliebtheit in die eigenen Kinder« enstanden ab 2001 die ersten Porträts. Zu Beginn zeigten sie die Dargestellten -ÊFamilienmitglieder, Freunde, Bekannte - in einer realen Umgebung. Mit fortschreitender Erkundung beginnt Masé ein Spiel mit den Parametern des klassischen Porträts. Ihre Modelle erscheinen mehr und mehr als unergründliche, rätselhafte Wesen, eingebettet in eine fantastische, taumhaft anmutende Umgebung. Durch aufgesetzte Posen, fantastische Kostüme oder Deformationen wird eine surreale Aura erzeugt. Symbole wie ein abgeschlagendes Ohr oder ein schwarzes Quadrat zitieren gekonnt Phänomene aus der Kunstgeschichte.
Diese neue Herangehensweise an das Genre der Porträtmalerei stieß auch bei Dr. Jutta-Hülseweg Johnen auf Interesse. »Man kann sich natürlich fragen, ob es sich dabei überhaupt noch um Porträtmalerei handelt, weil die Bilder eine Ebene einbeziehen, die es so nicht gibt«, sagt die stellvertretende Leiterin der Kunsthalle, die für die Präsentation in der Studiengalerie frühe Beispiele aus der Werkgruppe auswählte. Parallel sind im Waldhof die jüngeren Arbeiten zu sehen.
Elisabeth Masé geht es nicht allein darum, die größtmögliche Porträtähnlichkeit zu erreichen, sondern die Aura und Haltung des Porträtierenten zu zeigen. Deshalb verbringt sie viel Zeit mit ihren Modellen. »Was auf der Leinwand schließlich entsteht, ist mein Traum, den ich von den Leuten träume«, sagt sie. Da sie jeder Mensch inspirierte, sei jedes ihrer Modelle auch eine ihrer Musen.
Die Ausstellungen werden heute Abend zunächst im Museum Waldhof (19 Uhr) und anschießend in der Studiengalerie der Kunsthalle eröffnet. Sie lauften bis zum 20. Mai. Zur Ausstellung ist im Kerber-Verlag ein Katalog erschienen.

Artikel vom 23.03.2007