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»Von Beruf Rampensau«

Bernd Stelter erzählt von »Tokio Hotel« und den 70ern

Von Hanne Biermann
Bielefeld (WB). Als Westfale im Kölner Karneval zu bestehen, ist nicht leicht, aber Bernd Stelter meistert diese Aufgabe seit Jahren mit Bravour. Hinzu kommen Fernsehsendungen wie »7 Tage, 7 Köpfe« und natürlich sein umfangreiches Tourprogramm. Unter dem Motto »Pubertät ist mehr als Pickel« trat der Comedian in der Bielefelder Oetkerhalle auf.

Dass nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern unter der Pubertät ihrer Sprösslinge zu leiden haben, steht für Bernd Stelter außer Frage. Plötzlich muss man sich Gedanken über Aufklärung machen und findet sich auf einem Konzert von US-Rapper »50 Cent« oder der Band »Tokio Hotel« wieder. »Bill ist mein Schwiegersohn. Er weiß noch nichts davon, aber meine Tochter ist sich da sehr sicher«, verkündet der Comedian und erinnert sich auch an seine eigene Pubertät in den 70ern: »Wir sahen damals bescheuert aus, aber wir hatten die klar bessere Musik.« In grünem Parka mit »Atomkraft? Nein danke!«-Button und »Kiss«-Aufnäher erzählt er von den Partys seiner Jugend, mit Flaschendrehen und unerwiderter Liebe. Dazu wird der passende Soundtrack eingespielt - von »Dancing Queen« über »Seasons in the Sun« bis »YMCA«.
In wechselnden Rollen, vom besorgten Landwirt bis zum Kulturreferenten Schnabler, setzt sich der in Unna geborene Comedian mit dem Thema Pubertät auseinander, schlüpft in die Rolle eines Rappers und erzählt beim »entertainmentmäßigen Controllen«, also beim Babysitten, die Geschichte von Pipi Langstrumpf in Jugendsprache. Einen großen Bestandteil seines Bühnenprogramms bildet die Musik. In den verschiedensten Liedern philosophiert Stelter darüber, warum das Wort »einsilbig« dreisilbig ist oder wie schwer es ist, Diät zu halten. Auch das Publikum animiert er zum Mitsingen. Als das sofort einstimmt, lobt Stelter: »Das hätte in Gütersloh niemals geklappt.«
Das Programm richtet sich besonders an die Menschen, die ebenfalls in den 70ern ihre Pubertät erlebten, und diese stellten auch einen Großteil des Publikums in der gut gefüllten Oetkerhalle. Die wenigen Angehörigen der jüngeren Generation mussten wohl erst googeln, dass »Galama« ein »Arzneikräutertonikum für natürliche Entspannung« für ältere Menschen ist.
Bernd Stelter erweist sich während seines Programms als guter Beobachter, die Witze bleiben an manchen Stellen allerdings sehr flach, etwa, wenn er von seinen ersten Pickeln erzählt und dann hinzufügt er habe sich »schon immer gut ausdrücken können«. Außerdem vernachlässigt er im zweiten Teil des Abends sein eigentliches Motto und spricht lieber über das spannungsgeladene - und schon oft beschriebene - Verhältnis zwischen Mann und Frau.
Nach zwei Zugaben, darunter auch der Schlager »Ich hab drei Haare auf der Brust - ich bin ein Bär«, präsentierte sich der sympathische Comedian publikumsnah und forderte die begeisterten Zuschauer auf, Fragen zu stellen. So erfuhren die Bielefelder von seinen Plänen für die anstehende Grillsaison und dass er »von Beruf Rampensau« sei.

Artikel vom 23.03.2007