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Wo sich Öko und Profit
optimal ergänzen

Zwölf Unternehmen entdecken hohe Einsparpotenziale

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). »Es geht nicht nur um Öko, sondern auch um Profit«, sagt Frank Wulfmeier. Jeder seiner 50 Mitarbeiter im Glas-Fachbetrieb kümmert sich um das Thema Energieeinsparung und Prozessoptimierung. Das Ergebnis nach sechs Monaten ist ebenso erfolgreich wie bei den elf anderen Betrieben der »Ökoprofit«-Runde 2007.

Die Einsparung von 30 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr - das sind umgerechnet 1,5 Tonnen CO2 weniger. Ein Teilergebnis der Handwerkskammer OWL mit ihrem HBZ am Kleiberweg. Die Kammer ist ebenso Teilnehmer der inzwischen vierten Bielefelder Ökoprofit-Runde wie elf andere Betriebe. Gestern traf man sich bei Glas Wulfmeier zur imposanten Halbzeitbilanz. Birgit Reher (Umweltamt): »Es gibt bereits sehr erfreuliche Einsparergebnisse. Es sind aber auch sehr viele Impulse gegeben worden für Teilaufgaben, die erst in den nächsten Monaten umgesetzt werden und in der Umweltbilanz wirksam werden.«
Beispiel HBZ: Die Haustechniker haben die bis zu 40 Jahre alten Schulräume unter die Lupe genommen, insbesondere deren Beleuchtung. 15 Schulungsräume mit uralter Leuchtanlage verbrauchten je 2500 Watt - seit der kompletten Umstellung von Verfahren und Beleuchtungstechnik nur noch 58 Watt pro Raum. Weiter gespart werden soll durch Präsenzmelder, die Licht und Heizung abhängig davon steuern, ob überhaupt jemand im Raum ist.
Bei Glas Wulfmeier kümmern sich Rainer Schöne, Betriebsleiter der Solarabteilung, und Praktikantin Stefanie Böning um Ökoprofit. Die studierte Umwelttechnikerin schreibt über das Wulfmeier-Projekt ihre Diplomarbeit. Die größten Sparmöglichkeiten hat Firmenchef Frank Wulfmeier bei Beleuchtung, Sanitäranlagen und Drucklufttechnik in der Produktion ausgemacht. Stefanie Böning hat aber auch die Verwertung der Transportfolien berücksichtigt. Die werden aktuell getrennt gesammelt und können sortenrein kostengünstiger entsorgt werden. Bei einem Großbetrieb ein nicht unerheblicher Faktor, sagt sie Fachfrau. Die Sanitärbereiche lässt Wulfmeier komplett erneuern, spart erheblich an Energie. Und über Präsenzmelder gesteuerte Beleuchtung in der Fertigung spart in der Jahresbilanz. Das Ziel: Nur noch Licht, wo und wann auch tatsächlich gearbeitet wird. Bis zu sechs Stunden weniger Verbrauch sind arbeitstäglich locker drin.
Zur Ökoprofit-Runde 2007 gehören neben dem Bäderbetrieb BBF und Wulfmeier auch Räder Torwegge, die Betheler Stiftungsbereiche Jugend & Beruf sowie Sarepta & Nazareth, Christinenbrunnen, Feuerwehr, Handwerkskammer, JVA Brackwede, Klinik Rosenhöhe, Mannesmann Röhrenwerke und Metall-Beschichtungs GmbH.
Das breite Spektrum unterschiedlicher Branchen macht das Lernen voneinander besonders interessant: In Bethel spart geänderte Beleuchtung in Wohngruppen allein 4000 Euro ein, in der Rosenhöhe geht die Klimatechnik neuerdings auf Nachtabschaltung. Bei Christinen spart erhebliche Wasserreduzierung in der Flaschenspülung mehr als 50 Prozent Wasser, Abwasser und jährlich 60 000 Euro Kosten. Die besonders eindrucksvolle Bilanz der JVA Brackwede: 107 000 Euro Wasserkosten jährlich weniger. Aus den Duschen sprudeln nicht mehr 30, sondern nur noch zehn Liter pro Duschvorgang. Resonanz der Einsitzenden: durchweg positiv. Der Umweltgedanke überzeugt eben überall.

Artikel vom 22.03.2007