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Maurerkelle
rotiert wieder

Mehr Aufträge an die Baufirmen

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Mehr Aufträge sorgen für bessere Stimmung auf dem Bau. »Nach zwölf Jahren konjunkturellen Niedergangs befindet sich die Branche am Anfang eines Erholungskurses«, sagte Wolfgang Schäfers gestern in Bielefeld.

Der Vorsitzende des Verbandsbezirks Ostwestfalen-Lippe der Bauindustrie verwies auf Zuwachsraten im Straßenbau von 25 Prozent und im sonstigen öffentlichen Tiefbau von 6,7 Prozent. Insgesamt verzeichneten die 1349 Betriebe im vergangenen Jahr Aufträge in einer Größenordnung von 1,22 Milliarden Euro. Damit wuchs die Zahl der Baustellen um 0,6 Prozent. Die Steigerung wäre höher ausgefallen, wenn nicht der Wohnungsbau darnieder läge. Nicht zuletzt wegen »zunehmender Nachbarschaftshilfe« hätten die Unternehmen einen Rückgang der Aufträge von 15,4 Prozent festgestellt, rechnete Schäfers vor.
Abgesehen von diesem »Sorgenkind« ist er für die Zukunft optimistisch: »Wenn ich an den Nachholbedarf der Kommunen bei Unterhaltungsmaßnahmen, Kanal- und Straßenbau denke, gehe ich davon aus, dass wir mehrere Jahre am Stück mit steigendem Bauvolumen haben werden.«
Der Bauindustrie in NRW sei die CDU-FDP-Regierung im April 2006 entgegengekommen, als sie die Grenzen für beschränkte Ausschreibungen anhob. Demnach müssen Städte und Gemeinden Aufträge bis zu 300 000 Euro im Tiefbau, 150 000 Euro im Hochbau und 75 000 Euro im Ausbau nicht mehr öffentlich ausschreiben und können sich stattdessen direkt von Firmen vor Ort Angebote machen lassen. Bisher betrug die Grenze pauschal 50 000 Euro. Schäfers wertete die Änderung als Stärkung der regionalen Wirtschaft.
Auf den Arbeitsmarkt ist die bessere Stimmung der Unternehmer noch nicht durchgeschlagen. Die Zahl der Beschäftigten sank bis Ende 2006 um fünf Prozent auf 11 379. Weil oft nur für vier Monate Aufträge gesichert seien und die Eigenkapitalquote dünn ausfalle, gingen die Chefs bei Neueinstellungen »sehr verhalten« vor, räumte Schäfers ein. »Fachkräfte wie Poliere bekommen aber einen Job, denn sie sind eine Mangelware geworden«, ergänzte der Verbandschef. Um die Lücke aufzufüllen, werden in NRW fünf Prozent mehr Lehrlinge ausgebildet als im Vorjahr. Wer ausgelernt hat, wird im Gegensatz zu früher in den Wintermonaten nicht entlassen. Mitarbeiter bekommen ein Saison-Kurzarbeitergeld, das alle Unternehmen über eine Umlage aufbringen, erläuterte Schäfers.

Artikel vom 22.03.2007