Theater reagiert auf Kritik des Publikums - Lehnen jetzt verstellt
Bielefeld (sas). Es waren einige Nachtschichten nötig. Dafür aber ist es jetzt vollbracht: Bei allen 329 Stühlen im Rang des Stadttheaters sind seit gestern die Rückenlehnen ein wenig mehr nach hinten geneigt. Davon erhoffen sich Thearerleitung und Theaterstiftung nun ungetrübten Kulturgenuss.
653 neue Stühle hat das Stadttheater nach der Sanierung bekommen. Unbedacht angeschafft wurden sie nicht: Es gab Probestühle, die mehrfach vorgestellt, getestet, »besessen« und bewertet wurden. »Unser Ziel war ein möglichst körpergerechter Stuhl«, betont Günther Tiemann von der Theaterstiftung. Allerdings: Es kamen bald die ersten Klagen von Theaterbesuchern, die Karten für den Rang erstanden hatten: Die Lehnen seien zu steil, man sitze beengt. »Dabei waren die Rückenlehnen auf dem Rang bewusst steiler gestellt: Beim Blick von oben auf die Bühne neigt man sich eigentlich stets etwas vor, diese Haltung sollten die Lehnen stützen«, erklärt Tiemann. Manch einer aber wollte das Geschehen auf der Bühne nicht mehr von hoch oben verfolgen, es gab, erzählt Verwaltungsdirektor Klaus-Dieter Giersch, sogar die Drohung, Abonnements abzubestellen. Also wurde versuchsweise die Lehne eines Sitzes auf dem Rang um 4,5 Zentimeter nach hinten verstellt und reihenweise probegesessen. »Das Urteil war eindeutig: Alle fanden die weniger steile Lehne besser«, sagt Dieter Powitz, stellvertretender Intendant. Also investierte die Theaterstiftung erneut 5000 Euro, und die Firma Mester & Siekmann aus Enger ging Freitag nach der letzten Vorstellung ans Werk. In den Nächten bis Mittwoch war alles vollbracht - ohne Aufführungen oder den Probenbetrieb zu stören: Mittels jeweils zweier Winkel wurden die Lehnen bei 329 Stühlen um 4,5 Zentimeter nach hinten verstellt. »Wenige Zentimeter, die nun hoffentlich einen Kunstgenuss ohne Beeinträchtigungen ermöglichen«, meint Hagen Reuning, Theaterstiftung. Ändern will Giersch mit der kommenden Saison nun noch die Einstufung der Logenplätze: Sie gehören derzeit noch zur Preiskategorie I. Tatsächlich aber ist die Sicht nicht von jedem Platz in der Loge gut - auch, weil Theaterbesucher das Sicherheitsgeländer vor Augen haben. »Mit der nächsten Saison wird die Loge deshalb niedriger eingruppiert.«
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