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Die Deutschen machen ein Geheimnis daraus

EM-Qualifikation: Vor dem Spiel gegen Tschechien wird wenig gesagt und nichts gezeigt

Frankfurt/Main (dpa). Tarnen, Täuschen, Untertauchen: Joachim Löw macht die Vorbereitung der deutschen Nationalmannschaft auf die Kraftprobe gegen Tschechien zur geheimen Kommandosache.
Die taktische Feinarbeit findet hinter einem extra um den Platz gezogenen grünen Sichtschutz unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Auch in den täglichen Pressekonferenzen geben weder Löw noch seine Akteure Details aus dem Konzept preis, mit dem der WM-Dritte am Samstag (20.45 Uhr/ARD) in Prag die Führung in der EM-Qualifikationsgruppe D verteidigen will. »Ich rede nicht so gerne über die Schwächen des Gegners«, konterte Löw Nachfragen nach den verwundbaren Stellen des Gegners, die den Spielern in einer Videositzung mit Chefscout Urs Siegenthaler am Morgen präsentiert worden waren. Auch bei der Frage, wie man Tschechiens 2,02-Meter-Riesen Jan Koller stoppen will, wurde eisern gemauert. »Es wäre nicht geschickt, es vorher schon zu sagen, wie man gegen ihn spielen sollte«, sagte Torhüter Jens Lehmann.
Die Geheimniskrämerei gehört zum Nervenspiel im Vorfeld, das auch die Tschechen konsequent betreiben. Als Trainer Karel Brückner in Prag ein deutsches Fernsehteam beim Training seiner Mannschaft entdeckte, musste dieses das Stadion verlassen. Brückner tobte, die eingeübten Spielzüge seien »wertlos« geworden.
Demnach steht es 1:0 für Löw, der immerhin verriet, dass er mit »schnellem und zielstrebigem Spiel« zum Erfolg kommen will. Dabei kommt dem Parade-Mittelfeld mit Schneider, Ballack, Frings und Schweinsteiger wie beim 4:1 in der Slowakei eine Schlüsselrolle zu, weshalb Löw »erleichtert« registrierte, dass die am Vortag noch angeschlagenen Frings und Schweinsteiger wieder trainieren konnten. Positive Signale kamen auch von Christoph Metzelder, der trotz seines geschwollenen Auges trainieren kann und lediglich Kopfbällen und Zweikämpfen aus dem Weg geht. Sein Einsatz ist auch darum besonders wichtig, weil er zusammen mit Per Mertesacker seinen einstigen Dortmunder Kollegen Koller bremsen soll.
Der Respekt vor Tschechiens Angriffsführer ist groß. »Koller verarbeitet die Bälle gut, er legt sie ab und auf«, pries Löw den hünenhaften Angreifer an, der in 75 Länderspielen zudem 48 Tore erzielte. »Jan ist vorne ein sehr wertvoller Spieler für jede Mannschaft«, bemerkte Lehmann, der Koller ebenfalls gut kennt.
Bangemachen gilt aber nicht - im Gegenteil. »Wir können den anderen Ländern zeigen, dass wir in Europa wieder auf dem Weg nach oben sind«, sagte Schweinsteiger, einer von immerhin sieben Akteuren, die 2004 in Lissabon beim 1:2 gegen ein tschechisches B-Team dabei waren, das zum EM-K.o. und dem Rücktritt von Rudi Völler geführt hatte. »Wir sind viel stärker als vor zweieinhalb Jahren«, versicherte Löw.

Artikel vom 22.03.2007