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»Hintern hoch« und
schnell durch die Röhre

Rennrutscher erobern Spaßbäder - Training im Ishara


Von Gerhard Hülsegge
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Über die Rutsche ins Wasser plumpsen - das kann jeder. Natürlich. Aber wie kommt man am schnellsten unten an? »Hintern hoch und auf Hacken und Schultern fahren« sagt Holger Wienzek (40) aus Porta Westfalica. Gemeinsam mit Nina Möller (29) aus Bad Oeynhausen trainierte der Bückeburger Stadtmeister jetzt im Bielefelder Freizeitbad »Ishara« für die 10. Deutsche Meisterschaft im Rennrutschen.
Das ganz große Spektakel findet Samstag, 31. März, in der Ostsee-Therme von Scharbeutz am Timmendorfer Strand statt. Zuvor gehen Wienzek und Möller auch noch bei den Norddeutschen Meisterschaften im »Tropicana« von Stadthagen an den Start. Was zeigt, dass die Rutscherei nicht nur Badespaß ist, sondern inzwischen auch als ernsthafte Sportart angesehen wird.
Jedenfalls bei den rund 150 Mitgliedern des Deutschen Rutschverbandes, den es auch schon gibt, mit Sitz in Osnabrück. Vorsitzender ist Rolf Allerdissen, der seine Schützlinge nach Bielefeld begleitete. Wienzek wurde durch Zufall Rennrutscher. Er wollte eigentlich nur mit seinen Kindern (13 und zehn Jahre) zum Wettbewerb nach Bückeburg gehen, als ihn der Ehrgeiz packte. Inzwischen ist er anderthalb Jahre dabei, steigert sich von Rutschpartie zu Rutschpartie.
Der Stadtmeister von Bückeburg hält so manchen Bahnrekord. Denn Rutsche ist längst nicht Rutsche. Jede ist unterschiedlich lang. Das 72-Meter-Gerät schafft er in 8:17 Sekunden. Die Konkurrenz ist auch noch nicht sehr groß, »Wir schieben die Sache in Nordrhein-Westfalen gerade erst an«, freut sich der Geschäftsführer der »Kornkammer«, einer sozialen kirchlichen Einrichtung an der Weser, auf hoffentlich bald viele Mitrutscher
Eine Kollegin hat Wienzek selbst geworben: Nina Möller. »Er hat mich überredet«, verriet sie dem WESTFALEN-BLATT. Und ist seit Januar »ganz frisch«, wie sie sagt, in der Röhre, die ins Becken führt. Bei den Norddeutschen Meisterschaften bestreitet sie jetzt ihren zweiten Wettkampf. »Premiere« feierte sie in Rotenburg an der Wümme. Ihre Bestzeit liegt bei 9:54 Sekunden. »Ich unterbiete mich aber selbst jedes Mal«, sieht sich die gelernte Zimmerin noch längst nicht angekommen auf der höchsten Sprosse der Erfolgsleiter. Angefangen ist sie bei 13 Sekunden auf der 75-Meter-Rutsche.
Jens Scherer heißt der amtierende Deutsche Meister. Der Mann aus Rottweil, der ältesten Stadt Baden-Württembergs, saust die 158 Meter in 18:91 Sekunden hinab. Die erste bundesweite Meisterschaft wurde vor zehn Jahren von den Ostsee-Thermen als Werbe-Gag ins Leben gerufen. Ob daraus bald mehr wird, muss sich zeigen. Zum Beispiel bei den Westdeutschen Meisterschaften im Sommer. Bielefeld und die 88,08 Meter lange Bahn im »Ishara« kommen als Austragungsort leider nicht in Betracht. »Dafür ist die Röhre zu harmlos«, sagt Fachmann Rolf Allerdissen. Allerdings: »Ein Vorentscheid wäre durchaus möglich!«

Artikel vom 26.03.2007