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»Wie in einem Boxkampf«

EM-Qualifikation: Griechenland und Trainer Rehhagel gehen zu Boden

Piräus (dpa). Ausgerechnet im brisanten Prestige-Duell gegen die Türkei hat Otto Rehhagel seine bislang bitterste Niederlage als Trainer von Europameister Griechenland erlebt.
Doch während der frühere Bundesliga-Coach trotz der 1:4-Heimpleite in der EM-Qualifikation noch nicht um seinen Arbeitsplatz fürchten muss, wird der Druck auf Englands Coach Steve McClaren nach der trostlosen Nullnummer in Israel und dem drohenden K.o. auf dem Weg zur Fußball-Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz immer größer. Dagegen kam Vize-Weltmeister Frankreich bei dem knappen 1:0 gegen Litauen mit einem blauen Auge davon. Im Gegensatz zu Serbien, das gegen den Außenseiter Kasachstan eine sensationelle Pleite kassierte.
In der »deutschen Gruppe« bleiben Irland (10) und die Slowakei (9) hinter Tschechien (10) und der DFB-Elf (13) auf Kurs. Im Insel-Duell zwischen Irland und Wales war erneut Stephen Ireland der Matchwinner. Der 20 Jahre alte Angreifer von Manchester City erzielte den einzigen Treffer des Abends (39.). Bereits beim 2:1-Sieg gegen San Marino im Februar hatte Ireland sein Team mit einem Tor in der Nachspielzeit vor einer Blamage bewahrt. Die Slowaken kamen bei ihrem Auswärtsspiel in Zypern nach einem 0:1-Rückstand zur Pause noch zu einem 3:1- Erfolg. Bundesliga-Profi Robert Vittek vom 1. FC Nürnberg glich nach dem Führungstor von Stathis Aloneftis (45.) zum 1:1 aus, Martin Skrtel (67.) und Martin Jakubo (77.) stellten den Endstand her.
»Es war wie in einem Boxkampf. Die Türken waren angeschlagen. Dann muss man nachsetzen. Das haben wir nicht gemacht«, sagte Rehhagel nach dem Debakel am Vorabend des Nationalfeiertags. Sein Team war in Piräus durch den Frankfurter Bundesliga-Profi Sotirios Kyrgiakos in Führung gegangen (5. Minute), doch Tuncay Sanli (26.), Gökhan Unal (55.), Tümer Metin (71.) und Gökdeniz Karadeniz (82.) drehten die Partie.
Damit festigten die Türken mit vier Siegen in vier Spielen souverän die Spitzenposition in Gruppe C vor Griechenland (9). »Eine der schwärzesten Seiten der griechischen Fußballgeschichte wurde in Piräus geschrieben«, titelte die Zeitung Sportime. »Hirn- und herzlos in Piräus«, schrieb Kathimerini, und Sport24 vermeldete den »Albtraum Rehhagels und seiner Jungs«.
Auch die Engländer (8 Punkte) und ihr Trainer McClaren, der die schwächste Startbilanz in der Verbandsgeschichte aufweist, stehen vor dem Auswärtsspiel am Mittwoch beim noch sieglosen Schlusslicht Andorra in Gruppe E gewaltig unter Druck. »Ich bin frustriert und enttäuscht«, sagte McClaren und übte sich in Durchhalteparolen: »Wir haben noch genug Spiele vor uns.«
Beim Sieg der Franzosen in Litauen sorgte der von Nationaltrainer Raymond Domenech nicht für die WM 2006 in Deutschland nominierte Nicolas Anelka nach einer feinen Einzelleistung für den einzigen Treffer der Partie. »Wie ein Blitz in der Nacht«, beschrieb die Sportzeitung L'Ć’quipe auf ihrer Titelseite das Tor, das den Franzosen in Gruppe B die gemeinsame Führung mit Schottland einbrachte. »Das ist der Nicolas, den ich mag«, sagte Domenech. »Eine gute Sache am Ende«, titelte Le Figaro, »dennoch war der baltische Abend weit davon entfernt, perfekt zu sein«. La Libération schrieb: »Anelka löst den litauischen Schraubstock.«
In Almati schrieben Kairat Ashirbekov (47.) und Nurbol Zhumaskaliev (61.) ein kleines Stück Geschichte. Mit ihren Treffern zum 2:1-Erfolg gegen die favorisierten Serben machten die Nationalspieler Kasachstans den ersten Erfolg überhaupt für ihr Team perfekt, seitdem das Land im Jahr 2002 UEFA-Mitglied wurde.
In Madrid feierte Spanien einen 2:1-Sieg in Gruppe F gegen Dänemark, dass mit Trainer Morten Olsen nun zum Testspiel nach Deutschland reist. Der Sieger hatte die drei Punkte ebenso nötig wie Portugal in Gruppe A. Mit dem 4:0 gegen Belgien hefteten sich die Portugiesen an die Fersen des spielfreien Überraschungs-Tabellenzweiten Finnland. Spitzenreiter Polen überzeugte beim 5:0 gegen Aserbaidschan.

Artikel vom 26.03.2007