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Kobylik ist sicher: »1:0, Koller«

Arminias Tschechen trauen Deutschland in Prag nicht allzu viel zu

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Arminia ist spitze. Zumindest was die Anzahl tschechischer Spieler betrifft. Vier Akteure aus dem Land, dessen Nationalmannschaft am Samstag in Prag Deutschland zum EM-Qualifikationsspiel empfängt, stehen beim DSC unter Vertrag. So viele wie in keinem anderen Erstligakader. Ihr Geld verdienen die Vier in Deutschland, doch die Daumen drücken sie für Tschechien.
Hatte schon einen Fuß in der Tür zum Nationalteam: Armine David Kobylik. Fotos: Stefan Hörttrich (3)/dpa

David Kobylik hat sich längst auf einen Tipp festgelegt: »1:0, das Tor schießt Koller.« Jan Koller also. Auch einer, der lange in der Bundesliga spielte. Jetzt trägt der Ex-Dortmunder das Trikot des AS Monaco. Am Samstag, glaubt Kobylik, macht Kopfballungeheuer Koller Tschechien zum Sieger.
Es gab eine Zeit, zu der wäre Arminias Flügelspieler David Kobylik für die entscheidende Flanke auf den Kopf des Kollegen Koller durchaus in Frage gekommen. Bei Nationaltrainer Karel Brückner hatte er bereits einen Fuß in der Tür. Doch seine erste Einladung ist bis heute die letzte. Mittlerweile kämpft der 25-Jährige um seine Rückkehr in Arminias Bundesligakader. Kobylik weiß: »Nur über den Verein kann ich mich fürs Nationalteam empfehlen.«
Je sicherer Kobylik im Umgang mit der deutschen Sprache wurde - er spricht sie inzwischen fließend -, desto schwankender wurden seine Leistungen auf dem Platz. Zuletzt bot er sich sogar den Oberliga-Amateuren an, um endlich wieder Spielpraxis zu bekommen. Jetzt heißt sein Motto: Neuer Trainer, neue Chance. Unter Ernst Middendorp will Kobylik sie suchen. Wenn er am Samstagabend den Fernseher einschaltet, um vielen seiner Freude, von denen Jan Rozehnal sein bester ist, beim Spiel gegen die Deutschen zuzusehen, »tut mir das nicht weh«. Zu weit hat sich Kobylik in den vergangenen Monaten vom Nationalteam wieder entfernt.
Ein anderer Armine darf am Wochenende das Auswahltrikot tragen. Kamil Vacek wurde zur U20-Nationalmannschaft eingeladen. Doch auch er, der zu seiner Zeit bei Sigma Olmütz als eines der größten tschechischen Talente galt, kickt für Arminias Oberligateam. Ob der 19-Jährige (ein Bundesligaeinsatz) das Zeug hat, A-Nationalspieler zu werden, vermag weder David Kobylik noch DSC-Defensivkraft Radim Kucera zu beantworten. Kucera sagt: »Kamil hat was drauf. Aber er muss in der Bundesliga spielen. Das wird schwer, denn die Konkurrenz ist groß, größer als in Tschechien.« Hier, in der Gambrinusliga, war Vacek bei Sigma Stammspieler geworden. Dann wechselte er nach Bielefeld. Am Saisonende läuft sein Vertrag aus. Arminia könnte eine Option ziehen, nach der sich die Laufzeit automatisch um ein Jahr verlängerte. »Darüber wurde noch nicht nachgedacht«, sagt Sportchef Reinhard Saftig.
Landsmann Kucera ist bei Arminia eine der engsten Bezugspersonen Vaceks. Gemeinsam spielten sie schon für Sigma. Kucera war nie A-Nationalspieler. Doch wie Kobylik hat der 33-Jährige allerbeste Kontakte zu denen, die am Samstag Deutschland besiegen wollen. Milan Baros wuchs in der selben Stadt auf wie er, auch zu Rozehnal und Tomas Ujfalusi pflegt er regelmäßigen Kontakt. »Beide Mannschaften«, sagt Kucera diplomatisch, »haben super Spieler. Samstag bin ich Tschechien-Fan. Ein Sieg wäre perfekt. Aber ich tippe auf ein Unentschieden. 1:1 - ein Punkt wäre für beide gut.« Anders als David Kobylik wagt er die Torschützen nicht vorherzusagen. Wer definitiv nicht treffen wird, ist Miro Klose. Der Werder-Stürmer ist gesperrt. Kucera: »Gut, dass er nicht dabei ist.«
Ob Kucera, Kobylik und Petr Gabriel (33), der vierte Tscheche im Arminia-Bunde (sagt ein 1:0 voraus), gemeinsam das Spiel ansehen werden, ist nicht sicher. Möglich ist das schon, nur über die flüssige Verpflegung müssten sich die Drei noch einig werden. Während Kucera auf Pilsener Urquell schwört (»Das schmeckt mir besser als das deutsche Bier«), bevorzugt Kobylik einen guten Wein. Ginge es allerdings nach der Nationalmannschafts-Erfahrung, dann dürfte Petr Gabriel entscheiden. Zehn Mal trug er das Tschechien-Trikot. Grinsend sagt er: »Bei mir gibt's nur Apfelschorle.«

Artikel vom 22.03.2007