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Ex-Ausbilder schildert Geiselübung

Angeklagter: Rekruten fanden Training anstrengend, aber interessant


Münster (dpa). Im Prozess um die Misshandlung von Rekruten hat ein ehemaliger Bundeswehr-Ausbilder gestern vor dem Landgericht Münster die simulierten Geiselnahmen beschrieben. Bei einer Befragung nach der Gefangennahme sei Rekruten der Mund geöffnet und Wasser mit einer Kübelspritze hineingespritzt worden, sagte der Ex-Unteroffizier. Als kein Wasser mehr übrig gewesen sei, hätten die Ausbilder Sand benutzt. Rekruten seien außerdem unter Druck gesetzt worden, indem die Erschießung von Kameraden durch Maschinengewehrschüsse simuliert worden sei, sagte der Angeklagte. Es habe ein »rüder Ton« geherrscht, genau wie bei seiner eigenen Ausbildung für einen Auslandseinsatz, setzte der Mann seine Schilderung fort. Er sei angewiesen worden, sich so zu verhalten, wie er es von dieser Ausbildung kenne. Erst später sei ihm aufgefallen, dass es einem Rekruten »nicht mehr so gut ging«. Mittlerweile sei ihm bewusst, dass er etwas falsch gemacht habe. »Ich habe mich da hineingesteigert«, sagte er und beteuerte, dass er sich bei allen Beteiligten dafür entschuldigen wolle.
Zuvor waren zwei weitere Angeklagte vernommen worden. Diese hatten gesagt, dass sie »nichts Rechtswidriges« und »keine gravierenden Quälereien« gesehen hätten. Rekruten hätten die Übung als »körperlich anstrengend, aber interessant« beschrieben.
In dem Prozess müssen sich 18 frühere Ausbilder des Instandsetzungsbataillons 7 aus der Coesfelder Freiherr-vom-Stein-Kaserne wegen Misshandlung Untergebener verantworten.

Artikel vom 22.03.2007