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Von magischer Zahl
in Wahn getrieben

Jim Carrey stößt überall auf die »Nummer 23«

Sie taucht einfach überall auf: Nicht zum ersten Mal spielt die Faszination, ja Obsession mit der magischen Primzahl 23 eine Rolle in einem Kinofilm.

Anders als in dem deutschen Film »23« mit August Diehl in der Hauptrolle (1998) geht es in Joel Schumachers US-Thriller »The Number 23« allerdings nicht in erster Linie um eine Weltverschwörungstheorie, sondern um Schatten der Vergangenheit.
Walter Sparrow (Jim Carrey) führt ein halbwegs normales Leben als Ehemann und Vater. Das ändert sich schlagartig, als seine Frau Agatha (Virginia Madsen) schicksalhaft auf einen mysteriösen Detektivroman mit dem Titel »The Number 23« stößt und ihn ihrem Gatten schenkt. Das Buch, in dem Sparrow sein eigenes Leben wiederzuentdecken meint, und die Zahl 23 ergreifen Besitz von ihm. Intelligente Zahlen-, Wort- und Gedankenspiele - teils mit philosophischem Tiefgang - führen dem Zuschauer vor Augen, dass sich scheinbar irgendwie alles auf die Zahl 23 reduzieren lässt: Wer nach ihr sucht, wird sie überall finden.
Was zunächst als vermeintlich zufällige Übereinstimmung daher kommt, verdichtet sich zu einer blutgetränkten Vergangenheitsbewältigung. Musik, Licht und Kameraeinstellungen unterstreichen den Wahnsinn und die Gewalt, die immer mehr überhand nehmen. Wirklichkeit, (Alb)-Träume und Fiktion verschwimmen.
Regisseur Joel Schumacher (»Falling Down«) inszeniert den Psycho-Thriller auf zwei Ebenen: Da ist einmal die reale Welt, in der Sparrow und seine Familie nach der Wahrheit rund um das Buch und seine realen Bezüge suchen, und dann die fiktive des Romans. Auf beiden Seiten sind die Schauspieler identisch: Jim Carrey spielt den Hundefänger Sparrow und auch den Detektiv Fingerling. Nur dass die Detektivstory von der Optik wie eine Comic-Adaption à la »Spiderman« wirkt.
Der früher vor allem als Komiker bekannte Jim Carrey (»Dumm und Dümmer«) stellt die Wandlung des anfangs harmlosen Familienvaters zum von der fixen Idee der Zahl 23 Besessenen einigermaßen überzeugend dar. Doch auch sein schauspielerisches Talent kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es der Story erheblich an Logik mangelt. Spannende Kinounterhaltung bietet der Film unterm Strich aber schon.

Artikel vom 22.03.2007