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Mischung aus Tom Sawyer und Pippi Langstrumpf

»Hände weg von Mississippi« von Detlev Buck

Grunzende Schweine, hübsche Pferde, popelnde Erwachsene und eine neunmalkluge Heldin: Für Kinogänger im Grundschulalter ist Detlev Bucks erster Kinderfilm »Hände weg von Mississippi« die helle Freude.
Sie fiebern mit im Kino, sie lachen und kreischen. Denn auf der Leinwand ist die Welt endlich einmal so, wie sie sein soll. Die Kinder haben die Ideen, wie ihre kleine Welt zu retten ist. Und die gutmütigen, wenn auch leicht bräsigen Erwachsenen helfen mit, weil ihnen auch nichts Besseres einfällt.
Vor rund 15 Jahren hatte Detlev Buck Erfolg mit dem Landkrimi »Karniggels«, in dem ein junger Polizist zwischen Viechern, Freund und Feind lakonisch seinen Weg in der norddeutschen Tiefebene sucht. »Hände weg von Mississippi« nach dem Roman von Cornelia Funke ist eine Art »Karniggels« für Kinder: Gedreht im mecklenburgischen Dörfchen Röcknitz prallen liebevoll geschaffene Charaktere mit all ihren Macken und dem trockenen Humor des Nordens aufeinander.
Die Besetzung mit Katharina Thalbach, Milan Peschel und Ingo Naujoks bürgt für deftige Szenen, manch derben Satz und ein Tempo, das den Film irgendwo zwischen Tom Sawyer und Pippi Langstrumpf dahinflimmern lässt. Buck ließ es sich nicht nehmen, selbst den gestrengen, aber nicht sehr schlauen Dorfpolizisten zu geben. Volksschauspielerin Heidi Kabel, Jahrgang 1914, gewann er für eine Nebenrolle.
Heldin des Films ist die zehnjährige Emma (Zoë Charlotte Mannhardt), die in den langen Sommerferien zur Großmutter Dolly (Katharina Thalbach) auf das Land fährt. Das Land ist so, wie es in einem Traum vom Sommerurlaub zu sein hat, voller wogender Kornfelder und idyllischer Landhäuser, kleiner Lädchen und Tiere. Computerspiele sind in dieser Welt nicht vorgesehen.
Dolly ist im Gegensatz zu Emmas strebsam-spießiger Mutter Alicia (Fritzi Haberlandt) eine unkonventionelle Oma mit lockerem Mundwerk. In ihrer alten Latzhose schraubt sie an Oldtimern herum und nimmt mit Vorliebe ausgesetze Tiere in ihrem chaotischen Haushalt auf. »Mississippi« ist eines von ihnen, ein Pferd, das Dolly auf Emmas Bitten vor dem Schlachter bewahrt. Doch »Mississippi« hat auch ein Geheimnis, das zu großen Verwicklungen führt und Emma wie Dolly bald in ziemliche Schwierigkeiten bringt.
Vom Schweine-Rodeo bis zur wilden Tortenschlacht macht der Film vor nichts Halt, was Kinder zum Kichern bringt. Doch zwischen dem Klamauk schafft Buck es, einen Spannungsbogen zu halten. Figuren wie der unvermeidliche Schlachter, ein gierig-schmieriger Erbe, der Dorftrottel oder nervige Nachbarn mit komischen Brillen geben der Krimi-Komödie den letzten Schliff. Mit seinem Film konnte Buck sogar seine fünfjährige Tochter Klara beeindrucken.
Bis zum Comic im Abspann ist »Hände weg von Mississippi« perfekt und kindgerecht durchgestylt. Die Anspielungen auf Tom Sawyer werden vielleicht nur die Erwachsenen verstehen. Die kleinen Zuschauerinnen aber hat Buck am schnellsten auf seiner Seite - nicht nur wegen der Pferde. »Endlich mal ein Mädchen, das die Hauptrolle spielt«, piepst eine kleine Kinogängerin nach einer Voraufführung.
(Achtung: Dazu folgt ein dpa-Gespräch mit Buck) dpa vl yybb bj/mh

Artikel vom 22.03.2007