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»Die Ökumene bleibt schwierig«

50 Jahre Möhler-Institut Paderborn - Festakt mit Lehmann und Kasper

Von Manfred Stienecke
Paderborn (WB). Jeder kennt das Klischee »Schwarz - Münster - Paderborn«. Aber nur wenige wissen, dass die ostwestfälische Bischofsstadt auch die »Weltstadt der Ökumene« ist.

Nur hier - idyllisch im Garten der Katholischen Fachhochschule gelegen - leistet sich die katholische Weltkirche den »Luxus«, eine Lehr- und Forschungseinrichtung für Fragen der überkonfessionellen Zusammenarbeit zu unterhalten. Seit nunmehr fünfzig Jahren sucht das im Januar 1957 vom Paderborner Erzbischof Lorenz Kardinal Jaeger - selbst Spross einer Mischehe - gegründete und vom Erzbistum getragene Institut nach Wegen, die in unterschiedliche Konfessionen und zahllose freikirchliche Glaubensrichtungen zersplitterte Christenheit wieder zusammenzuführen.
Die Arbeit ist trotz unbestreitbarer Fortschritte nicht einfacher geworden, wie der Leitende Direktor Prof. Wolfgang Thönissen betont: »Das ökumenische Geschäft bleibt schwierig.« Dies habe seine Ursachen vor allem in der Geschichte. Die historisch gewachsene gegenseitige Abkapselung von Gebieten unterschiedlicher konfessioneller Ausrichtung wirke bis heute nach. Dennoch sei die ökumenische Arbeit an der Basis einfacher geworden. »Wir haben ein sehr gutes Miteinander zwischen den Gemeinden - da ist der Austausch eine Selbstverständlichkeit«, bestätigt Thönissen. »Wir pflegen insgesamt ein sehr gutes ökumenisches Klima.«
Dennoch seien gerade im kirchlichen Amtsverständnis längst nicht alle Hürden abgearbeitet - eher im Gegenteil. So habe Papst Benedikt XVI. mit seiner Erklärung »Sacramentum Caritatis« (Sakrament der Liebe) gerade erst die Haltung seines Vorgängers Johannes Paul II. bekräftigt, nach der es kein gemeinsames Abendmahl katholischer und evangelischer Christen geben dürfe. In dieser Frage sei natürlich auch sein Haus gefragt. »Aber wir protestieren nicht, sondern versuchen auszuloten, wo Veränderungen möglich sind«, so beschreibt der Leitende Direktor die konkrete Arbeit des Möhler-Instituts.
Eingeladen zum ökumenischen Dialog seien alle kirchlichen Gemeinschaften, die zur Überwindung von Hemmnissen bereit seien. Thönissen: »Ein wichtiges Gremium ist für uns die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, in der zum Beispiel auch viele evangelische Freikirchen organisiert sind.« Wo allerdings kleinere Gemeinschaften das Gespräch verweigern, sei die Grenze der Ökumene erreicht.
Bei einer Tagung des Wissenschaftlichen Beirats, dem einst der heutige Papst angehörte, soll auch die Rolle der katholischen Kirche in der ökumenischen Bewegung neu bewertet werden. So müsse die landläufige Ansicht, Rom habe die um 1910 entstandene Entwicklung fünf Jahrzehnte lang bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil nur gebremst, revidiert werden.
Kirchenhistoriker Jörg Ernesti: »Die katholische Kirche hat die ökumenische Bewegung sehr aufmerksam verfolgt und parallel dazu eigene Wege entwickelt.«

Artikel vom 21.03.2007