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Reifeprüfung gegen Tschechien

Trotz der neun Ausfälle ist Bundestrainer Löw von seiner Elf überzeugt

Frankfurt/Main (dpa). Ohne Kapitän Michael Ballack, aber wild entschlossen hat die Fußball-Nationalmannschaft die Vorbereitung auf die EM-Reifeprüfung gegen den schärfsten Gruppengegner Tschechien in Angriff genommen.
Als Bundestrainer Joachim Löw seinen Kader gestern nach dem gemeinsamen Mittagessen zum ersten Training bat, setzte der Mittelfeldstar des FC Chelsea gerade erst zur Landung in Frankfurt am Main an. Ballacks verspätete Anreise war allerdings abgesprochen, denn der 30-Jährige war noch am Abend zuvor in London für seinen Verein aktiv. Beim 2:1-Sieg im Viertelfinale des englischen FA-Cups spielte Ballack gegen die Tottenham Hotspurs 90 Minuten durch und durfte darum erst ausschlafen und dann mit dem Fußball-Training aussetzen. »Michael hat jetzt zwei Spiele in drei Tagen absolviert, deshalb trainiert er regenerativ«, sagte Löw.
Der Bundestrainer war froh, dass sein Regisseur die Strapazen unbeschadet überstanden hatte, denn weitere Ausfälle würden die Verteidigung der Tabellenführung in der Gruppe D am Samstag (20.45/ARD) beim Spitzenspiel in Prag noch schwieriger machen. »Wir müssen eine enorm gute Leistung zeigen, um da zu bestehen. Die Tschechen sind hoch motiviert«, warnte der Bundestrainer in der Villa Kennedy. In dem Fünf-Sterne-Hotel wünschte auch ein prominenter Gast Erfolg: »Ich hoffe, dass sie in Prag gewinnen. Die WM hat einen Ruck gegeben«, sagte Schauspieler Mario Adorf.
Trotz des Ausfalls von neun Spielern, darunter die Stammkräfte Miroslav Klose und Arne Friedrich, blickt Löw dem Gipfeltreffen gegen den punktgleichen Tabellenzweiten zuversichtlich entgegen: »Wir fahren nicht nachdenklich oder pessimistisch nach Prag. Wir sind von unserer Stärke überzeugt.« Lukas Podolski sagte: »Hier sind die besten Spieler Deutschlands, da muss man die Fehlenden mal ersetzen können.«
Löw setzt Vertrauen in seinen 20-köpfigen Kader mit den drei Neulingen Stefan Kießling, Gonzalo Castro (beide Leverkusen) und dem Stuttgarter Roberto Hilbert. Umstellungen sollen aber nur da erfolgen, wo sie unvermeidlich sind, nämlich in Angriff und Abwehr. In der Hintermannschaft hofft Löw nach dem Ausfall der Rechtsverteidiger Arne Friedrich und Clemens Fritz auf die Genesung des Dortmunders Christoph Metzelder, dem der Bundestrainer wegen seiner Gesichtsverletzung ein Training »ohne Zweikämpfe und Kopfbälle« verordnete. »Wenn der Bluterguss am Auge abschwillt, gehe ich davon aus, dass er spielen kann«, erklärte Löw. Dann würde Metzelder zusammen mit Per Mertesacker wie bei der WM im Zentrum verteidigen, flankiert von Philipp Lahm (rechts) und Marcell Jansen (links) auf den Außenverteidiger-Posten.
Im Angriff spricht nach dem Fehlen des gesperrten Klose und des verletzten Mario Gomez (Knie) alles für eine Nominierung von Kevin Kuranyi als Sturmpartner des gesetzten Podolski. Allerdings gab sich Kuranyi trotz seines Tor-Comebacks beim 3:1 gegen die Schweiz im vergangenen Monat zurückhaltend: »Ich gehe von gar nichts aus, ich habe schon so viel erlebt«, sagte der Schalker.

Artikel vom 21.03.2007