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Generationen von Schachspielern haben ihr Endspielwissen aus seinen Büchern: Juri Awerbach. Der russische Großmeister, Schiedsrichter, Eröffnungsexperte und eben vor allem Endspiel-Autor wurde kürzlich 85 Jahre alt. Sein Schach ist einfach, klar, Experimente sind seine Sache nicht. Der argentinische Schachheros Miguel Najdorf war diesem Stil beim legendären Kandidatenturnier in Zürich 1953 nicht gewachsen.

Damenindisch

Weiß: Najdorf
Schwarz: Awerbach

1.c4 Sf6 2.Sf3 e6 3.g3 b6 4.Lg2 Lb7 5.0-0 Le7 6.d4 0-0 7.Sc3 Se4 8.Dc2 Sc3 9.bc3 Anstatt des soliden 9.Dc3 nimmt er die Verschlechterung seiner Bauernstruktur in Kauf. Doch damit kommt er bei Awerbach an den Falschen. 9...Sc6 10.Se5 Noch ein Schritt vom Wege. Besser ist auf jeden Fall 10.e4, um sich im Zentrum festzuhalten. 10...Sa5 11.Lb7 Sb7 12.Da4 d6 Wenn der Springer auf c6 einsteigt, muss er sich nach 13ÉDd7 wegen der Fesselung sofort abtauschen, wonach Schwarz bereits fühlbar besser stünde. 13.Sd3 Sa5 Droht, mit c7-c5 den Bc4 festzulegen. 14.c5 De8 15.De8 Praktisch erzwungen angesichts der Alternative 15.Dc2 Dc6 16.Sb4 Db7 17.Le3 dc5 18.dc5 Tfd8 und einer minderwertigen Stellung. 15...Tfe8 16.Tb1 Tec8 Klar, dass er lieber den Gegner tauschen lässt. 16...dc5 17.dc5 bc5 18.Lf4 würde Weiß entlasten. 17.h4 Um nach 17.Lf4 g5 18.Lc1 Sc4 nicht völlig passiv dazustehen. 17...d5 18.Lf4 f6 Um auf c5 zu schlagen und mit e6-e5 Raum zu gewinnen. 19.Sb4!? Und doch war hier eine kleine Chance, das Mittelspiel offener zu gestalten: 19.Tfe1 bc5 20.e4 cd4 21.ed5, weil 21...e5 22.cd4! nichts taugt. - Natürlich lässt Schwarz die Störung 19...bc5 20.Sa6! nicht zu. 19...a6 20.cb6 Erzwungen, denn 20.Sd3 bc5 21.Sc5 Lc5 22.dc5 e5 23.Le3 Tab8 sieht finster für den Weißen aus. 20...cb6 21.Ld2 Ob 21.Sd3 b5 22.Tfc1 Sc4 zäher ist? 21...Sc4 22.Le1 Lb4 23.cb4 Awerbach demonstriert nun den Vorteil der offenen Linie und des guten Springers gegen den schlechten Läufer in Reinkultur. 23...Sa3 24.Tb3 Sb5 25.e3 Tc2 26.a4 Sd6 27.a5 b5 28.Tc3 Tc8 29.Tc8 Sc8 30.f3 Se7 31.Lf2 Kf7 32.Tb1 Sf5 33.Kf1 Sd6 34.Tb3 Sc4 35.Kg2 Nach 35.Ke1 Sd2 36.Kd1 Ta2 37.Tc3 Sf3 wäre 38.Tc2 Tc2 39.Kc2 erzwungen und damit die positionelle Resignation. Aber nun kommt 35...f5! mit Zugzwang. 36.Tb1 Oder 36.Td3 Sb2 37.Tb3 Sd1. 36...Se3 37.Kg1 f4 So einfach wie elegant. 38.gf4 Sf5 39.Kf1 g6 40.Tb3 Ke7 41.Tb1 Kd7. - Najdorf gab auf. Eine ebenso schmucklos wie stark gespielte Partie des Endspielprofessors.




J. Carvajal, Ajedrez 1964Weiß macht Remis



Lösung der Schachaufgabe von E. Altmann:

Das preisgekrönte Stück imponiert mit einer diabolischen Verführung: 1.Lb1? nebst 2.Dc7 oder 2.Tg3 matt scheitert an 1ÉDh7!. Richtig ist 1.Le4!, und Schwarz muss nach 1ÉDg8/Dg6 2.Dc7 matt zulassen oder nach 1ÉDf7 2.Tg3 matt (1Éde4 2.Dc4 matt).


Die »Meisterpartie« schreibt der Internationale Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 31.03.2007