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Am Zeichenbrett: Nach der Lehre arbeitete Werner Rusack zunächst im Konstruktionsbüro.

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seit 50 Jahren
zum Geschäft

»Lotto-Millionär« Werner Rusack geht


Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Lotto gespielt hat er sein Leben lang. Gewonnen? »Ja, zumindest an Erfahrung«, schmunzelt Werner Rusack (64). Sein größter Gewinn, davon ist der gebürtige Schilsker überzeugt, war die Bewerbung in der Maschinenfabrik Wehmeier an der Schildescher Straße. »Das war vor mehr als 50 Jahren«, erinnert sich Rusack. Am 1. April 1957 startete er seine berufliche Karriere als Schlosserlehrling. Seit 1972 ist Rusack Abteilungsleiter in der Druckerei. Und die ist etwas ganz Besonderes. Sie fertigt Lose, Lottoscheine und auch die Maschinen für die Herstellung. »Scientific Games« steht auf dem großen Schild neben dem Eingang. Ja, seit einem Jahr »sind wir Amerikaner«, konstatiert Werner Rusack. Amerikaner aus Atlanta haben das traditionsreiche Unternehmen Printpool, die Rechtsnachfolgerin der alten Firma Wehmeier, übernommen. In Europa, wissen die Profis, ist das Bielefelder Unternehmen ein Gigant. Allerdings sitzen die echten Giganten in Amerika und Asien. Und das Geschäft mit Rubbellosen boomt, das mit Lottoscheinen tröpfelt. Kollege Computer hat für den Abwärtstrend beim Papier mit den 49 Feldern gesorgt. Gegen online hat das gute, alte Durchschreibpapier keine Chance mehr. Traditionelle Lottoscheine produziert Rusacks Firma heute noch für Sonderaktionen, wenn Scheine in Tageszeitungen eingelegt wie zum Freitag, den 13., zum Tippen animieren sollen.
»Ich haben noch den Seniorchef Wilhelm Wehmeier gekannt«, freut sich Werner Rusack, der mit Ehefrau Christel in Schildesche lebt und sich demnächst im Ruhestand neben Haus und Garten auch um seine Bibliothek mit deutscher Geschichte kümmern will. Die beiden heutigen Chefs, Jan und Klaus Honsel, kennt er seit deren Kindergartenzeit. Überhaupt ist »die Firma«, wie er den ersten und einzigen Arbeitgeber seiner Karriere liebevoll bezeichnet, Familienbetrieb und eine Art Familie. »Ich war immer da, war immer erreichbar«, blickt er nach fünf Jahrzehnten zurück, spricht von Loyalität gegenüber der Firma, aber auch dem Vertrauen des Arbeitgebers gegenüber seinen leitenden Mitarbeitern. Werner Rusack ist in fünf Jahrzehnten in eine Schlüsselfunktion hineingewachsen.
»Wenn neue Gesellschaften Lotto auflegen wollten und hier unsere technische Ausrüstung sahen, hatten wir den Auftrag schon in der Tasche«, erzäht Rusack. An der Schildescher Straße steht das Kompetenzzentrum in Sachen Lotto. Schließlich gilt Westlotto ohnehin als Technologieführer der Branche.
Immer mehr Bedeutung bekommen hat inzwischen das Rubbellos. Hergestellt in Offset oder Siebdruck, für Norwegen oder Usbekistan - kein Problem. Bei Wehmeier gelten höchste Sicherheitsanforderungen, gibt es reihenweise Sperrzonen. Als Direktlieferant für Lottostellen in Hessen oder Niedersachsen übernimmt Rusacks Team sogar alle Dienstleistungen und hoheitlichen Aufgaben. Milliardenauflagen erfordern höchstes Know How. Vielleicht auch deshalb beginnt Werner Rusacks Rentnerdasein eher ungewöhnlich: Mit 14 Tagen Urlaubsvertretung für seinen Nachfolger

Artikel vom 21.03.2007