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Der Lesespaß kostet 20 Millionen Euro

Machbarkeitsstudie für Neugestaltung der Bibliothek liegt vor - OB favorisiert einfache Sanierung

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Eine weitgehende Neugestaltung der Stadtbibliothek an der Wilhelmstraße würde etwa 20 Millionen Euro kosten. Diesen Betrag weist die Machbarkeitsstudie aus, die am kommenden Dienstag den Ratspolitikern vorgestellt werden soll.

Alternativ wurden auch die Kosten einer bestandserhaltenden Sanierung errechnet. Sie liegen bei 4,36 Millionen Euro. Wegen der hohen Aufwendungen für die völlige Neugestaltung favorisiert Oberbürgermeister Eberhard David (CDU) die günstigere Variante. Ein kompletter Neubau schlüge mit 23 Millionen Euro zu Buche.
Die Neugestaltung am bestehenden Standort sieht eine Erweiterung der Nutzfläche von derzeit 4532 Quadratmeter auf 6120 Quadratmeter vor. Dazu müssen die beiden Gebäudeteile an der Wilhelm- und der Herforder Straße durch eine weitere Geschossfläche im Bereich der jetzigen Halle miteinander verbunden werden.
Der mit der Machbarkeitsstudie beauftragte Bielefelder Architekt Thomas Daum schlägt einen Lichthof vor, durch den das Hallen-Ambiente erhalten werden könnte. Außerdem müsste an der Wilhelmstraße ein Vorbau entstehen. Weitere Flächen könnten durch die Fassadengestaltung an der Herforder Straße hinzugewonnen werden. Auch bisher gewerblich oder privat genutzte Räume und Wohnungen in dem Gebäude müssten einbezogen werden.
Mit der Ausweitung der Fläche könnten auch Vorschläge von Bibliotheksleiter Harald Pilzer umgesetzt werden. Er möchte zusätzlich eine internationale Kinderbibliothek, eine Jugendbibliothek und einen Veranstaltungsbereich einrichten. Mehr Raum soll es auch für Arbeitstische, digitale Medien und ein Café geben.
Bei Investitionskosten in Höhe von 20 Millionen Euro müsste der städtische Immobilienservicebetrieb seine aktuelle, 160 000 Euro betragende Jahresmiete um 1,882 Millionen erhöhen. »Ich will kein Spaßverderber sein, aber dieser Mietkosten sind zu hoch«, sagte David am Montag mit Blick auf die weiterhin angespannten Stadtfinanzen.
Bei der kleinen Variante läge die zusätzliche Belastung für den Stadtetat bei 410 817 Euro pro Jahr. Erneuert würden Versorgungssysteme und technische Anlagen, das Hallendach und die Natursteinfassade an den beiden Straßenseiten.
Der Rat hatte im November den Auftrag für die Machbarkeitsstudie erteilt. Dabei sollte die Bibliothek am jetzigen Standort als »Bildungs-, Kommunikations- und Kulturort« weiter entwickelt werden. Kulturdezernent Dr. Albrecht Peter Pohle kündigte an, am 27. März würden die Pläne in einer gemeinsame Sitzung von Kultur- und Betriebsausschuss Immobilienservicebetrieb vorgestellt. Auch in der großen Variante bliebe Bielefeld noch deutlich hinter Bibliotheken vergleichbarer Großstädte zurück, sagte Pohle. In Münster etwa verfügt die Zentralbibliothek über einen Nutzfläche von 7492 Quadratmetern.
Oberbürgermeister Eberhard David hofft unterdessen auf eine schnelle Entscheidung der Politik: »Die Einweihung der sanierten Bibliothek möchte ich noch in meiner Amtszeit erleben, und die endet 2009.«

Artikel vom 20.03.2007