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Leser-Mehrheit setzt auf Atomstrom

45,2 Prozent halten trotz Klimaproblemen am Ausstiegsbeschluss fest


Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). Atomkraft ja bitte, oder nein danke? Eine knappe Mehrheit der WESTFALEN-BLATT-Leser will, dass die deutschen Meiler solange weiterlaufen, wie es die Sicherheit erlaubt. Für das geregelte Abschalten aller deutschen Kernkraftwerke, der letzten spätestens 2022, sprachen sich knapp die Hälfe von 700 Teilnehmern in einer Internetumfrage dieser Zeitung aus.
Im WESTFALEN-BLATT-Forum hatte am vergangenen Freitag die SPD-Europapolitikerin Mechtild Rothe für ein Festthalten am Ausstiegsbeschluss plädiert. Die mit dem europäischen Solarpreis ausgezeichnete Vizepräsidentin des Europa-Parlaments hatte gewarnt, dem Risiko einer Klimakatastrophe nummehr mit der Gefahr einer Nuklearkatastrophe zu begegenen. In der Gegenrede warnte die FDP-Energieexpertin Gudrun Kopp aus Lage vor einem klima- und wirtschaftspolitischen Kurzschluss. Zu bedenken sei, dass die CO2-freundlichere Atomkraft durch die Verbrennung von Kohle ersetzt werden müsse.
Unterdessen kündigte der Energiekonzern RWE an, 2014 das erste CO2-freie Kohlekraftwerk in Deutschland zu bauen. Konzernvorstand Berthold Bonekamp sagte, bei dem Verfahren werde der Klimakiller aus den Abgasen herausgefiltert und unterirdisch endgelagert. Wo solche Lagerstätten entstehen könnten, ist unklar
Das US-Energiegesetz (EPAct) belohnt sechs Kernkraftwerke, die demnächst als erste ans Netz gehen, mit einer Milliarde Dollar an Subventionen. Wer zuerst baut, sahnt ab. Weltweit sind 30 neue Reaktoren im Bau. Das US-Energieministerium glaubt, dass es 2050 weltweit 1000 Atomkraftwerke geben wird.
Fraglich bleibt, ob Kernenergie eine Lösung des Klimaproblems darstellt. Selbst die atomfreundliche Internationale Energieagentur rechnet damit, dass der Ausbau mit dem globalen Energiehunger nicht mithalten kann. Gerade mal sechs Prozent des weltweiten Energieverbauchs werden durch Kernkraft gedeckt. Zu retten wird das Weltklima nur sein, wenn auch die restlichen 93 Prozent umweltfreundlich gedeckt werden.

Artikel vom 20.03.2007