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Grass hat Gefühle im
Lyrikband verarbeitet

Der Auto über Medien und sein neues Buch

»Dummer August«: Günter Grass und sein Buch.

Behlendorf (dpa). Günter Grass hat die Medienberichterstattung im Sommer 2006 über seine Jugend-Biografie »Beim Häuten der Zwiebel« als »Vernichtungsversuch« empfunden. Die Art und Weise der Kritik habe ihn tief verletzt, sagte der Nobelpreisträger (79) gestern. »Das Ausmaß, es grenzte diesmal an einen Vernichtungsversuch.« In seinem gestern erschienenen Lyrikband »Dummer August« hat er seine damaligen Empfindungen - Scham, Ekel, Wut - in Gedichten, Lithographien und Zeichnungen verarbeitet.
Grass hatte in seiner Jugend-Biografie erstmals öffentlich gemacht, dass er zum Kriegsende als 17-Jähriger noch bei der Waffen- SS war. Mit dem späten Eingeständnis habe der Autor, der gern über andere urteile, seine Glaubwürdigkeit und moralische Integrität verloren, kritisierten Medien.
Unterstützt von seiner Frau und Freunden, habe er die Kraft gehabt, »die Gefahr des Verstummens« abzuwenden und weiterarbeiten zu können. Die Arbeit an dem Lyrikband während der öffentlichen Debatte habe ihm geholfen, die Situation durchzustehen. Die »mediale Inszenierung« in Deutschland sei an »Niedertracht« nicht zu überbieten gewesen. Dagegen seien in England, Frankreich, Polen oder USA differenzierte Artikel erschienen.
Auf die Frage, warum er sich als »Dummer August« be- und gezeichnet habe, sagte Grass: »Ich gehe vom Bild mit dem spitzen Hut aus, das daran erinnert, was den »armen Sündern« während der Zeit der Inquisition widerfuhr. Ihnen wurden solche spitzen Hüte aufgesetzt. So ist auch meine Lithographie gestaltet, die zu diesem Gedicht entstanden ist.«

Artikel vom 20.03.2007