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Mehr als 100 Bergleute tot?

Explosion in Abramowitsch-Grube

Moskau (dpa). Beim schwersten Gubenunglück seit zehn Jahren sind gestern in Russland mindestens 61 Bergleute in einem der modernsten Kohlebergwerke des Landes getötet worden, etwa ebensoviele waren noch vermisst.

Ihr Schicksal in der Schachtanlage im sibirischen Kohlerevier Kusbass sei ungewiss, teilte der Zivilschutz in der Stadt Nowokusnezk mit. Es müsse mit weiteren Toten gerechnet werden. »Wir sprechen hier über ein sehr schweres Unglück«, sagte ein Behördensprecher. Ursache für das Unglück in der Zeche Uljanowskaja war eine Methangas-Explosion. Etwa 200 Bergleute waren zu dem Zeitpunkt unter Tage. 75 konnten bis zum Abend gerettet werden.
»Bis kurz vor dem Unglück lagen alle Luftwerte in der Norm«, sagte ein Firmensprecher. Aus noch ungeklärter Ursache sei der Methangehalt plötzlich stark angestiegen, was zur Katastrophe unter Tage führte. Fünf Bergleute wurden mit Verletzungen in Krankenhäuser von Nowokusnezk, 3200 Kilometer östlich von Moskau, gebracht. Die Justiz leitete ein Ermittlungsverfahren ein.
Präsident Wladimir Putin schickte am Nachmittag Zivilschutzminister Sergej Schoigu zum Unglücksort. Mit an Bord der Sondermaschine aus Moskau waren auch Psychologen sowie weitere Helfer. Aus der gesamten Region wurden zudem erfahrene Rettungskräfte hinzugezogen.
Die betroffene Schachtanlage liegt in der wichtigsten russischen Kohleregion Kusbass im Gebiet Kemerowo. Die Zeche war am 7. Oktober 2002 zu Ehren des 50. Geburtstags von Präsident Putin in Betrieb genommen worden. Pro Jahr werden drei Millionen Tonnen Kohle gefördert. Die Betreiberfirma Juschkusbassugol gehört zum Stahlkonzern Evraz Group des Oligarchen Roman Abramowitsch, dem Eigentümer des Fußballclubs Chelsea London.
Die russischen Kohleminen zählen zu den gefährlichsten der Welt, frühere Explosionen ereigneten sich jedoch in völlig veralteten Minen. Beim schwersten Grubenunglück der vergangenen Jahre waren 1997 in einer anderen Schachtanlage bei Nowokusnezk 67 Bergleute gestorben.

Artikel vom 20.03.2007