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Kinder zwischen Scherben

Dalbker Eltern in großer Sorge: Spielplatz »Am Krull« ist zu gefährlich

Von Markus Poch (Text und Fotos)
Sennestadt (WB). Dieser Spielplatz ist ein Traum - auf den ersten Blick zumindest: Große Sand- und Rasenflächen, ein Fußballfeld mit stabilen Toren, Basketballkörbe, Schaukeln, Rutsche und Klettergeräte sollten bei Kindern und Eltern keine Wünsche offen lassen. Doch der Schein trügt gewaltig: Das Gelände an der Straße »Am Krull« in Dalbke ist mit Glasscherben übersät, weil dort regelmäßig Jugendliche über die Stränge schlagen. Anwohner können ihren Nachwuchs nicht mehr ruhigen Gewissens auf der Anlage spielen lassen.

Das Problem sind 13- bis 17-Jährige, zumeist von außerhalb der Siedlung, die sich auf dem Spielplatz nach Lust und Laune mit Alkohol abfüllen. Sie hören dabei Musik, fangen an zu pöbeln und Flaschen zu zerschlagen. Solche Beobachtungen machen die Anlieger alle paar Tage, vor allem abends und nachts an Wochenenden. Familienväter, die versucht hatten, den Jugendlichen ins Gewissen zu reden, mussten sich schon beschimpfen, einige sogar mit Steinen beschmeißen lassen.
Das Ergebnis der Gelage sind von Scherben durchsetzte Spielflächen, auf denen sich Kinder bereits Schnittwunden zugezogen haben. Es wurden auch Tabletten und sogar Einwegspritzen gefunden, wie sie zum Konsum von Betäubungsmitteln verwendet werden. Vielen Eltern stehen die Haare zu Berge bei dem Gedanken, welche Gefahren dort auf ihre kleinen Kinder lauern.
Eine junge Mutter beobachtete aus dem Küchenfenster, wie Jugendliche versuchten, Kinder zum Ziehen an der Wasserpfeife zu überreden. Im Gegensatz zu den Familien, die hier aus Furcht nicht genannt werden wollen, bezieht Barbara Saupe, stellvertretende Leiterin der benachbarten Kindertagesstätte »Mittendrin«, deutlich Stellung: »Mit unseren 45 Kindern gehen wir hier nur notgedrungen hin«, sagt sie. »Und ständig müssen wir darauf achten, dass niemand etwas anfasst. Das kann doch nicht der Sinn eines Spielplatzes sein!«
Gerd Jurkat-Micheel, der von der Sennestadt GmbH zur Reinigung eingesetzte Landschaftsgärtner, tut zweimal pro Woche sein Bestes, um Müll und Flaschenreste aufzulesen. Doch für die lupenreine Abfallentsorgung mit Pinzette wird er nicht bezahlt. »Die Situation ist schlimm. Meine Kinder würde ich dort nicht spielen lassen«, sagt er. Bernhard Neugebauer, dem Chef der Sennestadt GmbH, ist die Tragweite des Problems bisher so nicht bekannt. Gegenüber dem WESTFALEN-BLATT erklärte er, ihm sei wichtig, dass die Gegend eine kinderfreundliche bleibe. Die Nachbarn sollten sich gegenseitig ermutigen, auch mal die Polizei zu rufen.
Das haben verschiedene Anwohner schon öfter getan - ohne erkennbaren Erfolg. »Es nützt nichts, wenn der Streifenwagen nur um den Block fährt, oder ein Beamter eine Verwarnung ausspricht«, klagt eine Mutter, die sich härteres Durchgreifen wünscht. »Die Teenager müssten sofort einkassiert und zurück zu ihren Eltern gebracht werden!« Polizei-Oberkommissar Günter Vullhorst ist selbst mehrfach vor Ort gewesen. »Wir können die Lage nur sporadisch prüfen und gegebenenfalls Leute ermahnen«, sagt er. »Ein großes Problem ist sicherlich die nahe gelegene Tankstelle, in der man auch abends noch Alkohol kaufen kann.«

Artikel vom 21.03.2007